Predigt zum 16. Sonntag im Jahreskreis 2014 – Lesejahr A (Michael Witti)
„Worte sind schön, aber Hühner legen Eier…“, so heißt es in einem afrikanischen Sprichwort.
Worte werden so viele gemacht, aber Taten folgen diesen Worten dann eben viel zu selten.
Es gab in Deutschland in den letzten Monaten rund 80 Millionen Bundestrainer. Jede und jeder wusste noch vor Beginn der Fußball-WM ganz genau, warum das mit dieser Mannschaft nichts werden könnte: Zu jung, zu unerfahren, zu viele Verletzte – und was nicht noch alles angeführt wurde, um die Unfähigkeit der deutschen Nationalmannschaft zu zeigen. Und all diese Schwätzer an den Stammtischen und vor den Fernsehgeräten wussten natürlich auch ganz genau, wie man es machen müsste, wie alles viel besser werden würde.
„Worte sind schön, aber Hühner legen Eier…“ – Keiner dieser rund 80 Millionen Schwätzer hat dann aber im Endspiel die Weltmeisterschaft gewonnen. Keiner von ihnen hat auch nur einen Finger dafür gerührt, auch wenn sie dann alle stolz die Deutschlandfahnen an die Autos montiert haben.
„Worte sind schön, aber Hühner legen Eier…“ – Schwätzer, die sich in großen Worten gefallen, gibt es schon genug in aller Welt, auch in unserer Kirche und in unseren Pfarrgemeinden. Sie allein helfen uns aber nicht weiter, bringen nichts voran.
Menschen, die immer nur reden, aber dann doch nichts tun, weil es ja in der bequemen Couch daheim im Wohnzimmer doch noch am schönsten ist, solche Menschen werden unsere Welt nicht zum besseren verändern. Das gilt für die furchtbaren und tödlichen Konflikte in Syrien, in Israel und in der Ukraine ebenso, wie bei den vielen Sorgen und Aufgaben, die auch hier vor Ort darauf warten, angepackt und gelöst zu werden.
Das gilt auch für unsere Pfarrgemeinde hier…
(Heiligkreuz: Turmsanierung, Kindergarten volle Baulast; Wald: Einsparungen im Haushalt, volle Baulast der Brücke; Hart: Pfarrheim, Orgel; Feichten: millionenschwere Kirchensanierung)
Reden tun immer viele, und die meisten wissen dann auch natürlich ganz genau, was alles falsch läuft und was wie anzupacken wäre. Aber wer packt es wirklich an? Wer stellt sich der Verantwortung? Wer nimmt wirklich etwas in die Hand?
„Ich kann das doch nicht!“ – „Was kann ich schon groß ausrichten?“ – „Auf mich hört ja eh keiner!“
Das höre ich immer wieder, wenn ich Menschen einladen will, bei vielen Fragen ihre eigenen Fähigkeiten, ihre Talente und ihre Kreativität einzubringen.
„Worte sind schön, aber Hühner legen Eier…“ – Reden ist offenbar doch oft viel leichter, als anpacken, als sich engagieren.
Und dabei hätten wir alles, um so viele Probleme anzupacken, um manches im sprichwörtlichen „Handumdrehen“ zu lösen.
„Der Geist nimmt sich unserer Schwachheit an.“
So hat schon Paulus einst die Gemeinde in Rom ermutigt, immer wieder Neues zu wagen und auch schwierige Wege gemeinsam zu gehen.
Uns allen ist – in Taufe und Firmung – Gottes Geist geschenkt worden. Wenn wir nur den Mut haben, aufzustehen und anzupacken, dann verspricht uns Gott selbst, dass sein Heiliger Geist durch uns alles vollenden wird; dass er uns eine Kraft geben wird, die wir für uns alleine niemals hätten…
Gott sei Dank haben wir hier in unserer Pfarrgemeinde viele, die dieser Kraft vertrauen, die nicht nur reden, sondern auch tatkräftig anpacken: im Pfarrgemeinderat und in der Kirchenverwaltung, in den Vereinen, in der Kirchenmusik, in der Jugendarbeit und bei den Ministranten, oft genug auch ganz im Stillen, wo es kaum jemand mitbekommt.
„Der Geist nimmt sich unserer Schwachheit an.“
Die vielen, die sich hier bei uns engagieren, zeigen, wie Gottes Geist auch heute noch durch Menschen wirkt. Wie viele kleine Schritte immer wieder auch Großes bewirken können.
Meine Lieben,
diese Welt – und auch unsere Pfarrgemeinde hier – braucht solche Menschen! Wir brauchen Leute, die nicht nur reden, nicht nur große Töne spucken, sondern auch anpacken und leben, wovon sie überzeugt sind, denn:
„Worte sind schön, aber Hühner legen Eier…“