„Ich trau dir nicht mehr…“ – An diesem kurze Satz sind wohl schon unzählige Ehen, Beziehungen und Freundschaften zerbrochen.
„Ich trau dir nicht mehr…“ – Das ist die Stimme des Misstrauens, die uns ängstlich den Mut nimmt, einen Weg weiterzugehen, oder gar Neues zu wagen. Solches Misstrauen prägt auch die Auseinandersetzung zwischen Jesus und Petrus im heutigen Evangelium.
„Geh weg von mir, Satan!“ – Dieses Wort an Petrus hätte man Jesus vielleicht gar nicht zugetraut. „Satan“, das ist hier wohl wörtlich zu verstehen als der „Ankläger“, als der, der spaltet, der Misstrauen ins vertrauensvolle Miteinander sät.
Misstrauen gründet immer in Angst. Jesus sagt den Seinen schonungslos, dass er dem sicheren Sterben entgegengeht, dass er Kreuz und Tod unausweichlich vor sich hat. Petrus kann und will das nicht wahrhaben. Er sträubt sich angstvoll dagegen, will den Tod ausblenden, will das Sterben des geliebten Meisters nicht wahrhaben.
Aus Petrus spricht plötzlich angstvolles Misstrauen; aus ihm spricht die Stimme, die alles Leid und allen Schmerz dieser Welt Gott zum Vorwurf macht; aus ihm spricht die Stimme, die leugnen will, dass auch der Tod zum Leben gehört. Hier scheint das Vertrauen in den Gott, der doch immer Leben verspricht, zu brechen. Gegen dieses angstvolle Misstrauen sagt Jesus dann:
„Wer sein Leben retten will, der wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen und des Evangeliums willen verliert, wird es retten.“
Jesus weiß, dass ich mein Leben nicht festhalten kann. Die Vergänglichkeit, der Tod, gehört zum menschlichen Leben – und im Vertrauen auf Gott kann Jesus das annehmen. Seine äußerlich so harten Worte sind eigentlich eine Einladung: Mensch, du musst dir nicht anmaßen dein Leben selber auf Dauer misstrauisch erhalten zu wollen, sondern du darfst einem Größeren vertrauen!
Petrus teilt hier dieses Gottvertrauen Jesu nicht mehr. Er will Jesus das Sterben und den Tod ausreden, es ausblenden und unter den Teppich kehren. Dabei spürt er gar nicht, dass er ihm, der dem Sterben entgegen geht, damit auch das tiefe Vertrauen ausreden würde, dass der Tod ins Leben führt, ja, dass er ihm damit das Sterben nur noch schwerer machen würde.
Meine Lieben,
hier ist mir dieser Petrus oft sehr nahe. Wie oft kann und will auch ich nicht glauben, dass ein lieber Mensch dem Tod entgegengeht? Wie oft sag auch ich am Krankenbett lieber ein belangloses „Das wird schon wieder…“, als dass ich ehrlich auf den anderen höre, der von mir vielleicht etwas ganz anderes, etwas vertrauensvolleres, hören möchte? Wie gern schiebe ich den Gedanken an meinen eigenen Tod beiseite, weil ich ihn ebenso wenig wahr haben will, wie Petrus den Tod Jesu?
Aber auf Dauer geht das nicht. Immer wieder komme ich in Situationen, die mir zeigen, dass ich mich an dieser Seite des Lebens nicht vorbeimogeln kann: wenn ein lieber Mensch stirbt, oder wenn ich selber eine Grenzerfahrung in meinem Leben mache. Wenn ich dann so reagiere, wie Petrus, mag das sehr menschlich sein. Wenn ich dann alles beiseiteschieben will, dann ist das eine normale menschliche Reaktion der Angst. Wenn ich mich aber umgekehrt bewusst immer wieder damit auseinandersetze, dann kann – nach und nach – auch in mir das unendliche Vertrauen wachsen, von dem Jesus spricht:
Nichts von dem, was ich loslassen muss geht verloren. Gott bewahrt es und hält es liebevoll in seinen Händen.
Amen.
(Text/Bild: Witti)
Auch wenn ich nicht mehr Mitglied in der katholischen Kirche bin……ich kann dieser predigt folgen