Meine Lieben,
„Starr hier keine Löcher in die Luft!“ – Wenn ein Chef so mit dem Lehrling redet, dann verheißt das meist nichts Gutes. Wenn einer nur Löcher in die Luft starrt, dann rührt sich nichts mehr, dann geht nichts mehr weiter. So jemand ist einfach für nichts mehr wirklich zu gebrauchen.
„Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor?“ – Der Vorwurf, den sich die Jünger in der ersten Lesung von jenen beiden weißgekleideten Gestalten gefallen lassen mussten, zielt wohl in eine ähnliche Richtung. Zwar ist es verständlich, dass sie noch fassungslos in den Himmel starren, der eben ihren auferstandenen Herrn ihren Blicken entzogen hatte, aber dennoch die klaren Worte: „…was steht ihr da und schaut zum Himmel empor?“
Ein Christ soll und kann kein „Hans-guck-in-die-Luft“ sein! Das galt für die Jünger von damals und das gilt ebenso für die Kirche, für die Kirchen, für die Christinnen und Christen heute. All jenen, die nur in frommer Verzückung Löcher in die Luft starren und nicht mehr wahrnehmen, was in der Welt um sie herum geschieht, all denen, die nur noch starr dem Vergangenen hinterher trauern rufen am heutigen Fest jene weißgekleideten Boten Gottes zu: „…was steht ihr da und schaut zum Himmel empor?“
Aber so wie ein guter Lehrherr seinen Lehrling nicht nur gestreng ermahnt, sondern ihm auch zeigt, was zu tun ist, so verhält es sich für uns auch mit dem heutigen Fest. Auch hier bleibt es ja nicht bei der Mahnung aus der ersten Lesung, dass wir keine Löcher in die Luft starren und ewig am Gestrigen hängen bleiben sollen. Beim Himmelfahrtsbericht aus dem Markusevangelium sagt uns Jesus selber – ganz im Positiven – was zu tun ist, wie wir als einzelne Christinnen und Christen, aber auch als Gemeinde und Kirche im Großen, vorankommen können:
- Sie werden in Jesu Namen Dämonen austreiben. Den Ungeistern der Gewalt, der Unmenschlichkeit, der Engstirnigkeit, der Angst und der Hoffnungslosigkeit sollen die Jüngerinnen und Jünger Jesu entschieden begegnen. Auch heute noch leiden einzelne Menschen, Gruppen, ja ganze Völker unter diesen dämonisch bösen Kräften. Im Namen Jesus gilt es hier die Stimme zu erheben, seiner Botschaft der Menschlichkeit Gehör zu verschaffen, Zeichen der Hoffnung zu setzen.
- Oder der zweite Auftrag Jesu: In neuen Sprachen sollen seine Zeuginnen und Zeugen zu den Menschen sprechen. Der Glaube ist keine Sache fürs Museum. Es geht nicht in erster Linie darum, den Glauben wie Fossil aus vergangenen Zeiten zu behandeln. So ein Glaube wirkt auf die Menschen verstaubt, welt- und lebensfremd. In neuen Sprachen, in der Sprache der Menschen von heute, in der Sprache der Jungen und der Alten, in der Sprache der Einfachen und der Gebildeten, in der Sprache all derer, die in unserer Welt vergessen und somit sprachlos gemacht sind, sollen und dürfen wir von der Hoffnung erzählen, die uns geschenkt ist.
- Weiter sagt uns Jesus zu, dass uns Schlangen und tödliches Gift nichts ausmachen können, wenn wir mit seiner Botschaft unterwegs sind: Vielleicht könnte damit heute gemeint sein, dass es keine Orte, keine Menschen gibt, die nicht würdig wären, mit der Botschaft Jesu in Kontakt zu kommen. Nichts in dieser Welt, kein Mensch, keine Ordnung, können das kraftvolle Evangelium verunreinigen oder zunichte machen. Überall dürfen wir es weitersagen, aber eben ganz menschlich, ohne Überheblichkeit, also Wort unter Schwestern und Brüdern.
- Und schließlich sagt Jesus, dass Kranke, denen wir mit dieser Botschaft begegnen, denen wir segnend die Hände auflegen, gesund werden: Das ist keine Zauberei! Jesu Botschaft kann heilend und heilsam sein. Wenn ein Mensch einem anderen so begegnet, dass etwas von dieser Botschaft auch ohne Worte erfahrbar wird, nur durch sein Dasein, durch das Halten der Hände, durch die gespürte Nähe, dann ist Heilung möglich. Die Nähe eines anderen kann einen Menschen krank machen, aber ebenso kann die heilsame Nähe eines anderen einem Menschen neue Kraft, heilvolle Genesung von innen her schenken.
Schwestern und Brüder,
wir dürfen auf das vertrauen, was uns Jesus in vergangenen Zeiten hier vorgelebt hat. Aber es reicht nicht, angesichts dieser wunderbaren Vergangenheit heute nur voller Verzückung Löcher in den Himmel zu starren. Wenn wir das beherzigen, dann kann auch mit uns, mit uns, als einzelnen Christinnen und Christen, aber auch mit uns als lebendiger Gemeinde hier das geschehen, was Markus am Ende seines Evangeliums so eindrucksvoll beschreibt:
„Der Herr stand ihnen bei und bekräftigte die Verkündigung durch die Zeichen, die er geschehen ließ.“
Amen.
(Foto: Pfarrbriefservice.de)