Gedanken zum 18. Sonntag im Jahreskreis 2014 – Lesejahr A (M. Witti)
Lars Amend, Mitte dreißig, erfolgreicher Schriftsteller, sitzt an einem Sommertag auf dem Balkon seiner schicken Berliner Wohnung und kann nicht mehr. „Ich wusste einfach nicht mehr weiter. Ich hatte ein tolles Leben und fühlte mich trotzdem verloren“, sagt er über seinen Zustand, den er rückblickend Wohlstandsdepression bezeichnet.
Wenig später trifft er eine Bekannte auf einen Kaffee. Sie hat in Hamburg ein Kinderhospiz gegründet und erzählt ihm von Daniel. Der 15-jährige hat eine schwere Herz-OP hinter sich. Jeder Tag könnte sein letzter sein.
Lars will Daniel kennenlernen. Für einen Tag will er ihn in Hamburg besuchen. Aber es entsteht eine tiefe Freundschaft. Lars kommt jede Woche für einige Tage zu Daniel nach Hamburg. Sie machen gemeinsam eine Liste mit Dingen, die Daniel unbedingt noch erleben möchte. Das meiste davon machen sie noch gemeinsam.
Eine Szene ist dem heute 36-Jährigen besonders im Gedächtnis geblieben. Er plant eine große Überraschung für Daniel, organisiert dem glühenden Bayernfan eine Reise nach München mit Übernachtungen im Mannschaftshotel, Spielbesuch und VIP-Launch. „Er hätte ein signiertes Trikot bekommen, Elfmeterschießen gegen Manuel Neuer geübt, eine halbe Stunde mit Jerome Boateng abgehangen… der Traum eines jeden Jungen.“ Aber als er Daniel am Telefon davon erzählt, sagt der: „Ich habe im Moment nicht die Kraft dazu. Es reicht, wenn du kommst, wir zusammen auf der Couch sitzen und du einfach bei mir bist.“
Der todkranke Daniel hat Lars auch gezeigt, was es für ihn heißt, an Gott zu glauben. Daniel hat keine Angst vor dem Tod. Er vertraut seinem Gott, wollte sich unbedingt noch konfirmieren lassen. Gemeinsam mit Lars hat er diese Besiegelung durch den Heiligen Geist, dieses vollendete Christwerden in der evangelischen Kirche noch erleben dürfen.
Der erfolgreiche Autor und Partylöwe Lars hat von seinem todkranken Freund Daniel viel gelernt. Sogar ein Buch hat er darüber geschrieben: „Dieses bescheuerte Herz. Über den Mut zu träumen“, heißt es.
Durch den 15-jährigen Daniel bekam Lars Amend endlich eine Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens. Heute sagt er dazu: „Am Ende des Tages geht es darum, jemanden zu haben, der einen begleitet, der ist für einen da ist und mit dem man über seine Träume und Ängste reden kann.“
Meine Lieben,
wenn es in den kommenden Tagen vielleicht auch bei Ihnen ein wenig ruhiger wird, wenn Urlaub und Ferien ein wenig Zeit lassen, für die schönen Dinge, für das, was wirklich zählt im Leben, dann wünsche ich Ihnen und mir so kleine, kostbare Erfahrungen, wie Lars sie mit Daniel machen durfte.
Ich wünsche Ihnen und mir so kostbare „echte“ Freunde an der Seite, wie es Lars und Daniel – trotz aller Unterschiede – füreinander waren.
Die beiden haben mir mit ihrer Geschichte in diesen Tagen sehr geholfen. Sie haben mir gezeigt, wie auch Jesus Christus für mich sein will: wie so ein guter „echter“ Freund.
Oder wie es eben Paulus in der heutigen Zweiten Lesung beschrieben hat:
„…ich bin gewiss: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Gewalten der Höhe oder Tiefe noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.“