„Journalist, Jongleur, Junior-Bischof“, so titelte am Freitag das Internet-Portal katholisch.de und nicht minder begeistert berichten viele andere vom ernannten Bischof von Passau.
Am Freitagmittag Punkt 12.00 Uhr stimmten die Glocken im ganzen Bistum Passau – auch hier in unserem Pfarrverband – ein Festgeläute an. Es war für viele Menschen hier in unserem Bistum ein echtes Zeichen der Freude darüber, dass der Salesianerpater Stefan Oster zum 85. Bischof von Passau ernannt wurde. Dabei scheint er so gar nicht ins gängige Schema eines Bischofs zu passen – und gerade das weckt viele Hoffnungen. Die Medien überschlagen sich geradezu in positiver Berichterstattung. Bei den vielen Krisen der vergangenen Monate und Jahre konnte ich mir so etwas kaum mehr vorstellen.
Von einem neuen Typ „Bischof“ ist da gar die Rede, der dem entsprechen soll, was Papst Franziskus von einem Bischof als „Hirten mit dem Stallgeruch der Herde“ fordert.
Dabei war Stefan Oster dieser Weg nicht unbedingt vorgezeichnet. Am 3. Juni 1965 in Amberg geboren, arbeitete er nach dem Abitur erst einmal als Zeitungs- und Hörfunkredakteur, war ein Mann der ersten Stunde bei Radio Charivari in Regensburg.
Doch dann studierte er Philosophie, Geschichte und Religionswissenschaften, bevor er 1995 einen folgenschweren Entschluss fasste.
Der Glaube, wie er ihn aus Ministrantentagen kannte, flammte neu auf. Er spürte, dass er seinen Weg mit Jesus gehen sollte. Er trennte sich nach sieben Jahren von seiner Freundin und trat in den Salesianer-Orden ein. Er studierte Theologie und wurde 2001 zum Priester geweiht. In den folgenden Jahren schrieb er seine Doktorarbeit und seine Habilitationsschrift und wurde schließlich Professor für Dogmatik in Benediktbeuern.
Nun wird er unser Bischof und er setzt schon so, wie er ist, ganz neue Akzente. Nach dem Kopfschütteln über den Limburger „Protz-Bau“ stellen sich bei ihm ganz andere Fragen. Eine Spedition hätte schon in Passau angefragt, die den Umzug übernehmen wollte. Doch die musste Dompropst Hans Striedl mit der Aussage enttäuschen: „Da ist nichts umzuziehen, der hat ja nichts.“ Vorübergehend wird er ein paar möblierte Zimmer im Priesterseminar bewohnen.
Das in der Vergangenheit oft höchst umstrittene Wort „Dialog“ greift Oster schon bei der ersten Pressekonferenz positiv auf. Er meinte: „Ich sage meinen Studenten immer: Ich lehre euch zunächst einmal, was der Standpunkt des Glaubens ist, aber ich lade euch ein, darüber nachzudenken, zu streiten, in die Auseinandersetzung zu gehen. Nur wenn das durch die eigene Kopf- und Herzmühle durchgeht, hat das auch die Möglichkeit euer eigener Glaube zu werden.“
Meine Lieben,
das alles weckt bei vielen Christen unseres Bistums große Hoffnungen. Viele sehnen sich nach einem neuen Klima des offenen Miteinanders. Aber es muss auch klar sein, dass das kein Bischof alleine erreichen kann.
Am kommenden Donnerstag sind wir alle eingeladen, ihm um 14.00 Uhr auf dem Altöttinger Kapellplatz einen herzlichen Empfang zu bereiten; am 24. Mai wird er im Dom zum Bischof geweiht und vom Bistum Besitz ergreifen.
Ändern aber kann er nur, was auch wir alle bereit sind zu ändern. Nur wenn wir alle uns von Papst Franziskus und unserem neuen Bischof Stefan anstecken lassen, kann die „Freude des Evangeliums“ spürbar werden. Dann kann sich das Wunder des heutigen Evangeliums mitten unter uns wiederholen. Dann kann die Kirche, können auch unsere Pfarrgemeinden, die viele längst tot gesagt haben, neu zum Leben erwachen. Dazu braucht es keine Superstars und keine Personenkult, sondern einfach den Blick auf Jesus, zu dem uns Papst Franziskus nimmermüde einlädt. Wenn wir diesen Blick wagen, können auch wir mit Marta bekennen:
„Ja, Herr, ich glaube, dass du der Messias bist…“