„Mit wem gehst du durchs neue Jahr?“

Predigt zum Neujahrstag 2015 – Hochfest der Gottesmutter Maria – Pfr. Michael Witti

NeujahrMeine Lieben,

mit wem gehen Sie durch dieses neue Jahr? Diese Frage ist für mich persönlich an diesem Tag sehr wichtig. Zwar schüttle ich heute unzählige Hände und wünsche vielen echt und von Herzen ein gutes, gesundes, glückseliges neues Jahr, aber dennoch bewegt mich diese Frage: Mit wem gehe ich durch dieses neue Jahr? Wer steht mir an der Seite? Welche Menschen sind mir so wichtig, dass ich ihnen einen Platz in meinem Leben und einen guten Teil meiner Lebenszeit geben will? Wer hält mich aus, wenn ich mal wieder nervig bin? Wer gibt mir Kraft, wenn mir alles zu viel wird? Kurzum: Mit wem will ich durch dieses neue Jahr gehen?

Mir fallen einige Menschen ein, die ich keinesfalls im neuen Jahr missen möchte, Menschen, die mir unendlich wichtig sind, auch wenn ich ihnen das vielleicht viel zu selten sage. Aber das ist dann vielleicht auch der einzige gute Vorsatz, den ich mir für dieses neue Jahr vornehmen möchte: Mir Zeit zu nehmen für diese Menschen, die mir so wichtig und wertvoll sind. Meist hören sie von mir ja nur: „Ich hab keine Zeit. Ich hab den Kalender hier im Pfarrverband voller Termine…“ Oder ich muss wieder einmal kurzfristig absagen, was schon lange ausgemacht war, weil es hier in den Pfarreien mal wieder angeblich nicht ohne Pfarrer geht. Ich will hier nichts und niemanden vernachlässigen, aber ich will mir im neuen Jahr auch bewusst Zeit nehmen für mich, für mein geistliches und menschliches Leben und für die Menschen, die mir doch eigentlich so wertvoll und wichtig sind. Und ich kann Ihnen allen das auch nur fürs neue Jahr für sich persönlich wünschen und ans Herz legen.

Einen Menschen gibt Ihnen und mir auch die Kirche heute mit auf diesen Weg durch das neue Jahr: MARIA.

Wir feiern heute ja mit der ganzen Weltkirche das „Hochfest der Gottesmutter“. Sie verspricht uns, durch dieses neue Jahr mitzugehen. Dabei weiß sie ja selber, was das Leben nicht alles für Überraschungen und Zumutungen, für Augenblicke des Glücks und Zeiten des Schmerzes und der Qual bereithalten kann.

Keiner von uns hier weiß, was davon im neuen Jahr auf Dich und mich zukommen wird. Ich weiß nur, Maria geht mit. Sie, die das Leben in den Höhen und Tiefen kennt, nimmt mich bei der Hand und begleitet mich durch diese 365 Tage.

Und sie will mir den zeigen, auf den Sie selber ihr Leben lang felsenfest vertraut hat: GOTT, der aus unbegreiflicher Liebe zu uns Menschen durch Maria selber Mensch geworden ist.

Mit Maria – und mit Euch allen – möchte ich am Beginn dieses neuen Jahres zu IHM beten:

Gott, lass vom Glanz dessen, was du schaffst, Licht fallen auf uns in unseren Tagen, daß wir froh werden in der Zuversicht darauf, daß du die Zeit in deinen Händen hältst. Vater, bedenke, wir lieben das Leben. Du hast es gegeben, wir wollen es gestalten. Bewahre uns davor, daran zu scheitern und zu irren. Stärke uns, den Geist Christi spüren zu lassen in unserem Tun und Reden. Wir bitten dich für die Glücklichen und für die Gesunden, dass du sie hältst; und für die Ängstlichen und die Verzweifelten, für die Sterbenden dieses Jahres, dass du bei ihnen anklopfst, zu ihnen trittst, sie an die Hand nimmst und endlich froh machst. So bitten wir von Herzen für uns, für diese Gemeinde, für unsere arme, Leben suchende Welt. Sei du ihr Helfer, sei du ihr Heil!1

 Amen.

1Aus Michael Meyer, Nachdenkliche Gebete im Gottesdienst. Verlag Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen 1988.

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