es war fast ein kleines Drama: Meine Kaffeemaschine gab von einem Moment auf den anderen den Geist auf. Eine vorweihnachtliche Reparatur samt entsprechender Rechnung hatte sie schon hinter sich. Gut Zwei Wochen hat sie dann noch brav ihren Dienst getan, aber dann ging mit einem Schlag endgültig nichts mehr. Nicht nur guter Rat war nun teuer…
Schon bei den Teambesprechungen spielt meine Kaffeemaschine ja eine tragende Rolle. Auch wenn jemand im Büro vorbeischaut und die Zeit es erlaubt, lade ich gern auf einen Espresso ein, um das eine oder andere im kurzen Gespräch zu vertiefen. Das schafft im Vorübergehen eine ungezwungene Atmosphäre, in der schon manch gute Idee entstanden ist. Einige kommen schon schmunzelnd ins Pfarrbüro und fragen, ob denn das „Café zum guten Hirten“ heute geöffnet habe.
„Kommt und seht!“ – Mit diesen Worten lädt auch Jesus im Evangelium dieses Sonntags Menschen zu sich ein. Er hat damit sicherlich kein Café eröffnet und auch keinesfalls Menschenmassen durch seine damaligen Wohnräume gelotst. Aber er hat bei Zweien gespürt, dass es gut wäre, mit ihnen nun in vertrauterer Atmosphäre zu sprechen. Er hat gespürt, dass – nur eben diesen beiden – das nun angebracht ist. „Meister, wo wohnst du?“, hatten sie ihn zuvor ja etwas verlegen gefragt.
Ich denke, dieser Weg, dieses differenzierte und personenbezogene Handeln Jesu darf auch uns in den Pfarrgemeinden zu denken geben. Es geht eben nicht alleine darum, immer nur möglichst viele Leute bei den Gottesdiensten und sonstigen Veranstaltungen zu haben.
Viel wichtiger ist es manchmal, dass Menschen im persönlichen Kontakt neugierig werden auf diesen Jesus und auf die, die sich seine Gemeinde nennen. Das kann aber nur dort geschehen, wo Menschen sehr persönlich und individuell in den Gemeinden überzeugend ihre Taufe und Firmung im Alltag leben. Die Christinnen und Christen vor Ort sind es noch viel mehr, als die wenigen Pfarrer und die hauptamtlichen Seelsorger, die eine Pfarrgemeinde zu einem einladenden Ort machen.
Ich denke hier sowohl an einzelne Christinnen und Christen bei uns hier, in deren Nähe man sich einfach spontan wohl und angenommen und gut aufgehoben fühlt, weil sie – ohne frömmelndes Aufhebens – ihr Christsein wirklich ausstrahlen. Ich denke aber auch, an unsere Gruppen und Vereine, die diese Offenheit nicht nur leben, um Nachwuchs zu rekrutieren, sondern wirklich als gelebtes Christsein. Ein großartiges Beispiel ist an diesem Samstag für mich das „Café International“ im Trostberger Pfarrsaal. Die drei örtlichen Kolpingfamilien haben da einen Ort voller Gastfreundschaft und Offenheit geschaffen, an dem Flüchtlinge und Einheimische einander begegnen und miteinander ins Gespräch kommen konnten. Der durch diverse Gruppen geschürten rechten Propaganda dieser Tage wurde hier die Möglichkeit entgegengesetzt, Menschen mit Gesichtern, Namen und ganz eigenen Lebensgeschichten kennenzulernen – ein großartiges Beispiel im Sinne des Wortes Jesu: „Kommt und seht!“
Meine Lieben,
wenn solche Gastlichkeit und Offenheit von möglichst vielen unserer Getauften hier gelebt wird, kann vielleicht sogar immer wieder das geschehen, was für mich persönlich momentan meine größte Freude ist: dass es sich derzeit gleich mehrere junge Erwachsene in unserem Pfarrverband überlegen, sich auf die Taufe in der Osternacht vorzubereiten.
„Kommt und seht!“ – Wenn diese einladende Offenheit einer Pfarrgemeinde durch Nachbarn, Freunde, Bekannte oder Kollegen spürbar wird, kann ein Neuanfang im Glauben für alle Beteiligten zu einer tiefen Erfahrung werden – und dazu hätte es nicht einmal unbedingt meine neue Kaffeemaschine gebraucht!
Amen.
(Foto: Witti)