Meine Lieben,
„Sie … legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war.“ – „Er kam in sein Eigentum, aber die seinen nahmen ihn nicht auf.“
ER ist nicht willkommen. Sie wollen ihn nicht, diesen Jesus von Nazareth. So berichten es Lukas wie Johannes einstimmig.
Die guten Stuben bleiben ihm verschlossen, dort kann er nicht Mensch werden, dort ist er nicht zu finden.
Auch bei den Großen, bei denen, die Verantwortung tragen, die doch immer sagen, dass sie sich um das Wohl des Volkes sorgen, auch bei ihnen war er dann, als er anklopfte, nicht gewollt, fand er keine Aufnahme. Auch bei ihnen ist er nicht zu finden.
„Sie … legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war.“ – „Er kam in sein Eigentum, aber die seinen nahmen ihn nicht auf.“
Diese Härte ist brutal, menschenverachtend. Aber sie ist nur die eine Seite der weihnachtlichen Geschichte. Es gab auch die anderen, die, ohne die Weihnachten sich nie hätte ereignen können:
„In jener Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld… der Engel… sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht… Heute ist euch … der Retter geboren… Verherrlicht ist Gott in der Höhe und auf Erden ist Friede bei den Menschen seiner Gnade“, so heißt es bei Lukas. Und Johannes schreibt: „Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden…“
Diese Menschen, einfache Leute, waren es, die verstanden hatten, worauf es in Gottes Heilsplan ankommt. Sie haben nicht lange gefackelt, nicht groß lamentiert, wie denn das Problem zu lösen sei, wo man denn die Menschen unterbringen könne. Sie haben einfach getan, wozu sie selbst in der Lage waren, ohne auf die Weisungen von vermeintlich Großen und Wichtigen zu warten. Sie sind – nach Lukas – auf diese Fremden zugegangen, haben sie menschlich an- und aufgenommen. Das allein hat schon gereicht, um das Wunder der Heiligen Nacht geschehen zu lassen.
Weihnachten – Gott wird Mensch. Gott wird menschlich Gott zeigt uns, welche Wunder ein wenig Menschlichkeit vollbringen kann.
Viele begriffen erst nach Jesu Tod, dieses Wunder der göttlichen Menschlichkeit, der Menschlichkeit Gottes. Der Karmelit Reinhard Körner hat das einmal sehr schön beschrieben. Er sagt:
„Weil Jesus selber so war, wie er von Gott sprach, konnten ihm die Zuhörer – die ehrlichen jedenfalls, die armen und kleinen – seinen rundum liebenden Gott glauben. Konnte denn Gott schlechter sein als der beste Mensch, den sie erlebten?“
Die Heilige Nacht, die Geburt Jesu, war eben nur der Anfang, der Anfang von etwas noch ungleich größerem:
GOTT ist in Jesus Christus ganz menschlich geworden. In einem Menschen sollen wir GOTT erkennen, in der Menschlichkeit seine Spuren entdecken.
Das Kind wurde dann zum Manne – und Jesus wurde nicht müde uns diese Menschlichkeit Gottes zu zeigen. Er lehrte und er lebte, wo und wie wir Gott begegnen können – vor allem auch in der Menschlichkeit, im Mitmenschen.
Meine Lieben,
seit Jesus geboren wurde, können wir nicht mehr ehrlichen Herzens von Gott reden, wenn wir nicht zugleich auch vom Menschen reden wollen. Oder umgekehrt: Je mehr wir Menschen in einer Welt, die in diesen Tagen oft genug auch wieder voller Hass und Ablehnung ist, so „wie Jesus“ zu leben versuchen, umso deutlicher wird GOTT auch durch uns in dieser Welt sichtbar. Das ist die große Herausforderung für alle, die heute wirklich Weihnachten feiern wollen, die IHN aufnehmen wollen, um selber „Kinder Gottes zu werden“.
Amen.
Ich wünsche Ihnen und Euch allen – als Kinder Gottes – von Herzen gesegnete, gnadenreiche Weihnachten!
(Text/Bild: Witti)