„I kann fliagn“ – Eindrücke von der Flüchtlingsarbeit vor Ort

Ein beeindruckender Film über die Flüchtlingsarbeit hier ganz im Süden des Bistums Passau ist im Auftrag der Bischöflichen Pressestelle entstanden und kann hier gesehen werden.

Benedikt Gradl, Journalist bei der Bischöflichen Pressestelle in Passau, hat spontan seine Eindrücke nach den Dreharbeiten so zusammengefasst:

Benedikt Gradl„Ich durfte diese Woche im Pfarrverband Feichten mit Pfarrer Michael Witti und Christine Limmer den engagierten Männern und Frauen vom Helferkreis Asyl über die Schulter schauen. Ein Wahnsinn was hier geleistet wird. Seit Weihnachten gibt es im Ort eine Asylunterkunft mit rund 35 Gästen. Junge Männer in meinem Alter, viele aus Afghanistan. Die meisten sprechen Dank des ehrenamtlich organisierten Deutschunterrichts schon fließend Deutsch. Sie haben mir von ihrem Leben hier in Deutschland erzählt, dass sie wegen der Taliban aus ihrer Heimat geflohen sind. Und von ihren Plänen für die Zukunft. Einer Zukunft in Deutschland. Nach knapp über einem halben Jahr haben die ersten jetzt eine Arbeitsstelle. Gufran hat den Sommer über im Schwimmbadkiosk gearbeitet und will bald bei einer großen Fabrik als Arbeiter anfangen. Er nimmt dort niemand eine Arbeitsstelle weg. Die Betriebe in der Region suchen händeringend Arbeiter – ganze Produktionsstraßen stehen still. Naseer möchte im Pflegeheim arbeiten. Er würde gerne ein Praktikum machen, aber das ist schwierig. Die bürokratischen deutschen Auflagen…Die beiden sind nur exemplarisch für die anderen genannt. Die freundliche, offene Stimmung, die ich in diesem Haus erlebt habe, die Herzlichkeit, mit der ich empfangen wurde, das hat mich bewegt. Sie alle sind über die berühmt-berüchtigte Balkanroute nach Deutschland gekommen. Über die Türkei nach Griechenland und so weiter. Einen großen Teil der Strecke sind Sie zu Fuß gegangen, haben vielfach ihr Leben riskiert um an ihr Ziel zu kommen. Deutschland. Ich habe dann an die Bilder gedacht, die zurzeit auf Facebook kursieren. Bilder von vermeintlich von Flüchtlingen vermüllten Zügen, Straßen und Camps. Zum Teil stellen sie sich als Bilder von vor 20 Jahren heraus, zum Teil als direkte Montagen. Es herrscht ein Bilderkrieg. timmungsmache mit Bildern. Und das schlimme ist: es funktioniert. Ein Grund mehr positive Bilder zu posten und zu zeigen. In den nächsten Tagen werde ich den Beitrag über das Haus im Pfarrverband Feichten posten. Zeigen, wie diese jungen Männer, so alt wie ich, leben und dank der guten Arbeit des Helferkreises als unsere Gäste und Mitmenschen, egal ob Christ oder Muslim, willkommen geheißen und integriert werden. Zum Schluss noch eins: Naseer trug bei unserem Dreh gestern ein T-Shirt mit der Aufschrift „I kon fliang“ (Ich kann fliegen). Ich hab ihn gefragt: Weißt du was das heißt? Und er: „Ja. Fliegen. Wie Vogel.“ Lieber Naseer, lieber Gufran, und all ihr anderen, die ihr mich gestern in eure Leben, euren Alltag habt schauen lassen. Die ihr mich mit einem Lächeln und einem ehrlichen festen Händedruck begrüßt und wieder verabschiedet habt: Ich wünsche euch, dass ihr fliegen könnt. Frei von Angst, Gewalt und Fremdenfeindlichkeit in Deutschland in eine gute Zukunft starten könnt. Und wenn ich mit meinem Fernsehbeitrag nur einen kleinen Teil dazu beitragen kann, dann macht mich das richtig froh. Willkommen in Deutschland!“

(Foto: Limmer)

 

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