Er gilt als herausragender Bibelwissenschaftler – er war maßgeblich für den Dialog mit dem Judentum.Mit Papst Benedikt XVI. ist er seit Jahrzehnten freundschaftlich verbunden. Professor Dr. theol. Franz Mußner wird am Samstag, 31. Januar, 99 Jahre alt. Seine Arbeit in der Forschung sah er stets als Dienst in der Kirche. Für ihn gehörten Lehre und gelebter Glaube unlösbar zusammen. Der emeritierte Neutestamentler an der Universität Regensburg und Ehrendoktor der Universität Passau sowie Domkapitular und Apostolischer Protonotar lebt im Ruhestand im Caritas-Seniorenheim auf Mariahilf.
Franz Mußners Fach und gleichzeitig Leidenschaft war und ist das Neue Testament. Auch aufgrund seiner Kriegserfahrung hat er es sich zur Lebensaufgabe gemacht, eingeschliffene Antijudaismen in der christlichen Lektüre des Neuen Testamentes abzubauen und die Aussöhnung voranzutreiben. Sein Werk „Traktat über die Juden“, heute in sechs Weltsprachen übersetzt, brachte ihm 1985 die „Buber-Rosenzweig-Medaille“ ein. Er gilt als die große Persönlichkeit des jüdisch-christlichen Dialoges.
Mußner wurde am 31. Januar 1916 in Feichten an der Alz geboren. Die nationalsozialistische Machtergreifung und der Kriegseinsatz, aus dem er 1944 als „wehrunwürdiger“ katholischer Theologiestudent entlassen wurde, haben ihn misstrauisch gemacht gegenüber politischen Parolen und hellsichtig für den Völkermord an den Juden. Im Fiasko des Kriegsendes wurde er am 2. April 1945 in Passau zum Priester geweiht. Nach zwei Jahren der Pfarrseelsorge in Neuötting und Tittling vertiefte er seine Wurzeln auf dem Feld der Bibel und der Bibelwissenschaft. Nach der theologischen Promotion 1950 in München, dem Erwerb des Lizentiats am Päpstlichen Bibelinstitut in Rom und der Habilitation 1952 war Mußner kurz Privatdozent in München, dann über zwölf Jahre Professor in Trier und von 1965 an bis zur Emeritierung 1981 Professor für neutestamentliche Exegese in Regensburg. Seit dieser Zeit weiß er sich mit dem früheren Dogmatikprofessor und jetzigen Papst Benedikt XVI. befreundet. Mußner wurde 1978 in das Passauer Domkapitel berufen, mit der besonderen Aufgabe eines „Theologus Canonicus“, eines theologischen Beraters des Bischofs, die er bis 1987 offiziell ausübte. Mußner war außerdem Berater der Ökumene-Kommission der Deutschen Bischofskonferenz, Consultor des Vatikanischen Einheitssekretariats und Diözesanvertreter des Vereins vom Heiligen Land sowie Mitglied des wissenschaftlichen Rats der Katholischen Akademie in Bayern. Für sein Wirken wurde er unter anderem vom Papst ausgezeichnet. Benedikt XVI. ernannte ihn zum Apostolischen Protonotar. Prof. Dr. Franz Mußner feiert zudem am 2. April dieses Jahres sein 70jähriges Priesterjubiläum.
(Beitrag: Bistum-Passau.de; Bilder: Pfarrei Feichten)