Rund 400 Interessierten sind am bundesweiten Tag des Denkmals in die Feichtner Pfarr- und Wallfahrtskirche „Maria Himmelfahrt“ gekommen um zu sehen, wie weit die Restaurierungsarbeiten inzwischen fortgeschritten sind. Pfarrer Michael Witti und Alois Brunner vom Kunstreferat des Bistums Passau konnten dabei die notwendigen Restaurationsschritte vorstellen. Anhand des Themas „Farbe“ veranschaulichten sie die Arbeiten der letzten Wochen.
Nach dem groben Abwaschen des Schmutzes an vielen Teilen der Kirche konnte nun Diplomrestauratorin Claudia Salzberger und Kirchenmaler Andreas Gruber Muster für die Kapitelle an den Säulen herstellen. Dass schon allein dies keine einfache Arbeit war, betonte Alois Brunner. Es waren fünf Ansätze nötig, um die geeigneste Fassung herzustellen die dann auf alle anderen Kapitelle übertragen werden soll. Hier war nicht nur die kundige Hand der Restauratorin, sondern vor allem das Bauchgefühl des Kirchenmalers für die richtigen Farben notwendig. Mit den Restaurierungsarbeiten will man sich der Barockfassung annähern. Dass in einem historischen Kirchenhaus keine gewöhnliche Wandfarbe verwendet werden kann, auch darauf ging Brunner ein. Wand- und Dispersionsfarbe würden die wertvollen Schichten der Raumschale wie mit einem Film überlagern, Kunstharz bilden und das so entstehende feuchte Milieu würde die noch vorhandenen und gesicherten Farbschichten unwiederbringlich zerstören. Daher greife man auf holzkohlegebrannten Kalk zurück, der jahrelang abgelagert wurde, weiß Brunner. Dieser Kalk wird dann lasurähnlich in sogenannter Kalkmilch in bis zu sechs Schichten auf die gewünschten Stellen aufgetragen. Wo notwendig werden in der letzten aufzutragenden Schicht Naturpigmente zugemischt, wobei insgesamt eine gute Stabilität erreicht wird. Die Säulen sollen ihre marmorartige Struktur aus den Jahren 1762 bis 1765 wieder erhalten. Viele der Feichtner können sich noch an die Marmorierung an den Säulen erinnern, die bei der letzten Renovierung 1971 dem Zeitgeist gemäß übermalt wurde. „Die Decke fliegt dadurch davon“, erklärt Alois Brunner, der auf eine 25jährige Erfahrung im Kunstbereich vorweisen kann. Das heißt, dass die Deckengemälde durch die in weiß gehaltenen Säulen keine Verbindung zum übrigen Kirchenraum haben. Einige gut erhaltene Stellen – wie etwa im Apsisbereich – konnten freigelegt und an einem Musterbeispiel rekonstruiert werden. Wertvolle Hinweise auf die Malweise des Marmors liefert auch der Steinerne Saal im Kloster Raitenhaslach. Es wird vermutet, dass die gleichen Handwerker in Feichten und Raitenhaslach tätig waren, schriftlich ist dies aber nicht belegt. Um das genaue Ergebnis des Musters zu sehen, müsste jedoch das Gerüst, das den Kirchenraum verdunkle und ein verfälschtes Ergebnis liefere, entfernt werden. Auch geeignetes Licht ist hier von Nöten, nicht zu sonnig und nicht zu trüb solle es sein, wünscht sich Brunner. Doch zuvor gibt es noch weitere Arbeiten zu erledigen. Spätestens in zwei Wochen wollen die eigens hinzugezogenen Restauratoren ihre Arbeit an den Deckengemälden beginnen, so der Zeitplan. Diese sollen von Ruß und Staub befreit werden. Danach sind aller Voraussicht nach nur Retuschen und kleinere Ergänzungen notwendig. Dies allein genüge schon um das Gemälde, dass den Blick in den Himmel suggeriert in einem strahlendem farbenfrohen Bild erscheinen zu lassen. Besonders stolz ist Pfarrer Michael Witti auf kleine Funde aus dem frühen 16. Jahrhundert. So wurde an der rechten Seitenwand ein kleiner Engel unter den Farbschichten gefunden und im Bereich hinter dem Hochaltar hat sich wohl ein Künstler mit einem Fuchs für die Nachwelt verewigt. Nach den zahlreichen Erklärungen warum die Renovierung so viel Zeit in Anspruch nehmen und wo sich die Kosten verstecken, konnten sich die Interessenten noch im Gasthaus Feichten am selbstgebackenen Kuchen des Pfarrgemeinderates stärken. Auch Fotos zeigten die Arbeiten seit dem Juni 2014, im Monat als die Kirche ausgeräumt wurde.
(Text/Bilder: Limmer)