„Ich kann nicht mehr“ – genau diese vier Worte hab ich (vor-) gestern im Internet gegoogelt. Ich wollte Beiträge suchen, die genau diese vier Worte enthalten: „Ich kann nicht mehr“ – In nur 0,46 Sekunden wurden rund 209.000.000 Treffer angezeigt. Unsägliches kam da auf Homepages, in Web-Blogs und Online-Tagebüchern zum Vorschein. Immer und immer wieder flimmerten diese vier Worte über den Bildschirm: „Ich kann nicht mehr!“
„Als er soweit gekommen war, ließ er sich unter einem Ginsterstrauch nieder und wünschte sich den Tod, in dem er sprach: Nun ist es genug, Jahwe.“ Auch Elija, so wie er uns in der Ersten Lesung gezeigt wurde, war irgendwann so weit. Ihm, dem größten der Propheten, geht es genauso, wie vielen, die heute ihr Schicksal im Internet veröffentlicht haben.
Es ist furchtbar, wenn ein Lebensweg sich zu einer Schlucht mit kantigen Felsen verengt, wenn man sich nur noch mühsam durchs Leben schleppt, wenn Ängste bodenlose Tiefen aufreißen, die unüberwindlich werden.
In solch verzweifelte Situationen werden hoffentlich die meisten von uns hier nie abrutschen. Aber vielleicht sind auch manche hier unter uns, die etwas Ähnliches schon durchstehen mussten. Manche hier kennen wohl solche Zeiten, in denen alles zu viel wird, oder in denen einfach auch nur die Eintönigkeit des Alltags alle Lebenslust nimmt. Die Luft zum Atmen scheint auszugehen, die Kraft verlässt den Menschen.
„Es ist genug, Jahwe“, schreit Elija. Doch gerade da, als er unter dem Ginsterstrauch liegt und sich nur noch den Tod wünscht, kommt ein Engel des Herrn zu ihm: „Steh auf und iss?“ In der Wüste des Todes greift Gott Leben spendend ein.
„Steh auf und iss! Sonst ist der Weg zu weit für dich!“ – Schön wäre es, wenn so ein Engel dann käme, wenn ich ihn am meisten bräuchte. Aber da ist dann oft keiner! Keiner ist da, wenn ich am Ende bin. Das ist immer wieder die niederschmetternde Erfahrung vieler Verzweifelter.
Elija reagierte ja genauso: Er aß nicht und trank nicht. Er ergab sich einfach seiner Depression. Er hätte alles bei sich gehabt, was er für den weiteren Weg gebraucht hätte, aber er rührte es nicht an. Er konnte es vielleicht gar nicht.
Noch einmal spricht der Engel Elija an: „Steh auf und iss.“ Fast erscheint es so, als bräuchte Elija diese Aufdringlichkeit, dieses immer und immer wieder darauf hingewiesen werden, dass er ja alles hat, was er nun braucht. Den entscheidenden Schritt heraus aus seiner Depression musste Elija aber selber tun. Er schaut wieder auf. Er schaut wieder um sich und erkennt, dass ihm alles gegeben ist, was er für den Weg aus dieser inneren und äußeren Wüste braucht.
Mit wem Gott einen Weg gehen will, den will er auch durchtragen und aufrichten. Wenn ich davon oft so wenig spüre, dann liegt das vielleicht auch an mir. Vielleicht bin ich oft ähnlich, wie Elija. Wenn ich meine, dass mir alles zu viel wird, kann das auch daran liegen, dass ich eigentlich gar nicht mehr vorwärts gehe, dass ich – gleich Elija – nur noch auf der Stelle trete, nur noch um mich selber kreise und nicht mehr sehe, was um mich herum alles an positivem geschieht.
Meine Lieben,
wenn ich in so einer Lage bin, dann brauche ich vielleicht Hilfe von außen, Brückenbauer, die mir helfen, neue Wege zu gehen, einen neuen Sinn und ein neues Miteinander zu entdecken.
Es mag sich seltsam anhören, aber vielleicht will diese gemeinsame Feier hier für uns immer wieder so eine Brücke sein. So, wie ich heute bin, mit all meiner Freude, mit all meinen Sorgen, mit all meinen Fragen, vielleicht auch mit all meiner Verzweiflung weiß ich mich hier in einer Gemeinschaft von Schwestern und Brüder gut aufgehoben. So wie ich heute hier bin, will ER mir Brot reichen, Brot, das Kraft gibt, immer wieder nach vorne zu schauen.
Äußerlich mag das auf den ersten Blick nicht viel hermachen. Auch Elija glaubte ja nicht, dass das Brot in der Wüste ihm genug Kraft geben kann. Erst auf den zweiten Blick erkannte er, was es für sein Leben bedeutet.
Uns will im Brot der begegnen, der alle Angst, alle Verzweiflung, selbst erlebt hat. Und genau er will uns zeigen, was auch Elija erfahren hat: Er gibt alles, was wir brauchen um nach vorne zu schauen. Er will uns helfen, nicht länger auf der Stelle zu treten oder nur um uns selber zu kreisen. Er gibt uns den Mut, neue Wege zu gehen, wenn unser Leben neue Wege erfordert.
Vielleicht kann ich dann – gleich Elija – auch heute wieder spüren, was es für mich und mein Leben heißt, wenn er sagt:
„Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot ist, wird … leben.“
Amen.
(Foto: pfarrbriefservice.de)
Lieber Michi,
gerade kommen wir vom Sonntags-Gottedienst in Pleinting nach Hause.
Vor der Kirchentür sprach uns eine Bekannte aus Pleinting an, die uns erzählte, sie habe gestern im Rundfunk (Sender unbekannt) eine Predigt über die „Desch-Mutter aus Tutting“ gehört.
Offensichtlich ging die Thematik in die gleiche/ähnliche Richtung wie bei Deiner Predigt beim Desch-Treffen im Mai diesen Jahres …
Hast Du diesen Gottesdienst bzw. diese Predigt im Rundfunk gestern selbst gehalten oder hast Du die Geschichte einem Deiner Priester-Kollegen erzählt?
Über eine kurze Antwort würde ich mich freuen …
Liebe Grüße,
Walter mit Familie
Ich habe die Sendung am 15.8.15 auf BR1 gehört