Die Videoaufzeichnung des Festgottesdienstes finden Sie in unserer Mediathek.
In „freudiger Erwartung“ wurden wochenlang alle Vorbereitungen zu dem Großereignis getroffen. Letzte Staubreste entfernten fleißige Hände noch am Tag vor der Weihe des Altars und brachten alles auf Hochglanz. Bischof Stefan Oster traf am 30. April bei Kaiserwetter pünktlich zum Festgottesdienst ein.
Er segnete zu Beginn der Feierlichkeiten das neue Vortragekreuz. Im feierlichen Kirchenzug zogen die Fahnenabordnungen und der liturgische Dienst mit Pfarrer Michael Witti, Pater Nelson Parakkadath, sowie die beiden in Feichten gebürtigen Domkapitulare Gerhard Auer und Dompropst Emeritus Hans Wagenhammer, angeführt vom Feichtner Musikverein in die Pfarr- und Wallfahrtskirche. Dann folgt eine Reihe voller Symbolhandlungen die diese Weihe charakterisieren. Vor genau 499 Jahren und drei Tagen wurde die Feichtner Kirche mit seinen sechs Altären von Bischof Berthold vom Chiemsee geweiht, doch die Geschichte der Feichtner Wallfahrt gehe schon rund 1000 Jahre zurück, so Pfarrer Michael Witti bei der Begrüßung. Rund sieben Jahre dauerte es, um die Renovierungsarbeiten weitgehend abzuschließen. Mit dem neuen Altar werde nun die neue Mitte des Glaubens sichtbar, so Ortspfarrer Michael Witti. Der Bischof lud dann alle Mitfeiernden zur Erneuerung des Taufversprechens ein. In die Mitte des Glaubens stellte Bischof Stefan Oster nicht nur die äußerlichen Zeichen, sondern die Menschen selbst.
Erst segnete er den Ambo mit geweihten Wasser, von dem aus Hilde Glonecker zum ersten Mal die beiden Lesungen und Pfarrer Michael Witti das Evangelium vortrug. In seiner Predigt fragte Oster: „Was ist Wirklichkeit ?“ Alle Menschen haben auch eine geistige Dimension, Herz und Verstand. Daher sind andere Dinge wirklich, als etwa ein tonnenschwerer Stein oder Gegenstand. Doch mit dem Ritus der Altarweihe solle man in einer tieferen Wirklichkeit das finden, was entzündet werde und in jedem brenne. „Auf diesem Altar hat Jesus immer für jeden sein Leben gegeben, damit er in uns wirklich wird, damit er in uns immer wieder ein Feuer anzündet“, so die Interpretation Osters. „Wenn innerlich Jesus ankommt, dann kann äußerlich passieren was will“, so die Ermutigung.
Als Zeichen der Reinigung wurde der Altar mit Weihwasser besprengt. In den Altar wurde eine Reliquie des Diözesanheiligen Bruder Konrad von Parzham eingebettet. Das Reliquiengrab verschloss der Schmid und Metallbauer Josef Scheidhammer. Bischof Oster salbte den Opfertisch mit duftendem Chrisamöl, wie es auch bei der Taufe, der Firmung und der Priesterweihe verwendet wird. An den fünf Weihekreuzen, die nicht nur die Himmelsrichtungen, sondern auch die Wunden Jesu symbolisierten wurden Wachsdochte und Weihrauch in Flammen gesetzt und verbreiteten einen Wohlgeruch, der symbolisch die Gebete zeigen sollte, die zu Gott aufstiegen. Nach dieser äußerst feierlichen Zeremonie wurde der Tisch feierlich gedeckt und neue Kerzen an der Flamme der Osterkerze entzündet. Nun konnte zum ersten Mal Eucharistie gefeiert werden, grandios umrahmt vom Feichtener Kirchenchor und den Instrumentalisten. Die beeindruckende Kirchenmusik wurde von Matthias Zenz so gestaltet, dass sich jeder in der mitfeiernden Gemeinde angesprochen fühlen konnte. In altehrwürdiger Festlichkeit waren die wunderbare Orgelsolomesse „St. Johannis“ in B-Dur von Joseph Haydn und das einfühlsame „Ave Verum“ von Wolfgang Amadeus Mozart zu hören. Solisten waren Bärbel Weidmann (Sopran), Silvia Meindl (Alt), Johann Zenz (Tenor) und Dr. Günther Datz (Bass). Das hervorragende Streichquartett bildeten Joseph Birner (Violine), Hermann Brunnlechner (Violine), Robert Werner (Viola), sowie Georg Rothenaicher (Cello). Die Beisetzung der Reliquien im neuen Altar begleiteten Veronika Körper und Rainer Zenz mit einem einfühlsamen Klarinetten-Duett. Mit dem „Panis angelicus“ von César Franck und dem „Arioso“ von Georg Friedrich Händel brillierte Dr. Günther Datz als Solist, begleitet von Johann Zenz an der Trompete und Matthias Zenz an der Orgel. Orgel und Trompete unterstrichen auch jeweils den festlichen Ein- und Auszugs des Bischofs mit der Geistlichkeit und dem liturgischen Dienst. Bei diesen klassischen Teilen konnten die Mitfeiernden die ganze Tiefe dieser festlichen Liturgie geradezu „träumend“ erleben. Im Sinne der „participatio actuosa fidelium“, der tätigen Teilnahme aller Gläubigen, wie das Zweite Vatikanische Konzil sie fordert, stimmte aber auch die Gemeinde in festliche vierstimmige Sätze zu Liedern aus dem Gotteslob ebenso mit ein, wie in den Halleluja-Ruf von Kathie Stimmer-Salzeder, der den zeitgenössischen liturgischen Gesang harmonisch und lebendig in die Feier einbrachte. Hierfür gebührt dem Feichtener Kirchenmusiker Mattias Zenz mit allen Sängern und Instrumentalisten großer Dank, zumal auch die Vesper am Abend mit Dekan Heribert Schauer noch einmal mit verschiedenen Kantoren (Dr. Günther Datz, Bärbel und Josef Weidmann, Michaela und Theresa Zenz) von Matthias Zenz am Orgelpositiv festlich gestaltet wurde.
Franz Steinberger, Architekt der Altarinsel, betonte in seinen abschließenden Ausführungen, dass laut Zweitem Vatikanischen Konzil der Ambo und der Altar die zwei Orte der Messfeier seien. Die Umsetzung in historischen Kirchenräumen sei nicht einfach, konnte aber in Feichten verwirklicht werden. Anders als anderen Kirchen und aufgrund der Enge sei die Mitte, die durch das Kreuz definiert werde, freigelassen worden. So wird sichtbar, dass in der Feier des Wortes und im Brechen des Brotes in der Feier der Messe, Tod und Auferstehung Jesu im Zentrum stehen. Die Elemente sollten sich einfügen, dennoch aber als eigenständig erkennbar bleiben. Die Formensprache der neuen liturgischen Elemente aus blauem Muschenkalk ist bewusst schlicht, barocke Üppigkeit fehlt an diesem zentralen Ruhepol der Kirche genauso, wie dekorative Ornamentik.
Bürgermeister Hans Aicher freute sich, dass nach der „größtenteils gelungenen Renovierung“ – eine Anspielung an viele Diskussionen mit Ämtern – wieder eine Altarweihe stattfinden konnte. In die Richtung des zuständigen Herren vom Denkmalamt hieb Aicher, dass so manche Vorgabe seitens der Behörden während der Bauzeit die Entscheidungsträger in arge Bedrängnis gebracht hätten. Es habe so mancher Überwindung bedurft um diesen Vorgaben der Übergeordneten Stellen, die sich finanziell nicht merklich beteiligt hatten, zu folgen. Für die weitere Belebung der Wallfahrt nach Feichten, der „Lebensaufgabe Wittis“, wünschte Aicher viel Glück.
Auch Josef Raich, Bürgermeister der Partnergemeinde Feichten im Kaunertal, richtete sich mit Grußworten an die Pfarrgemeinde. Beide Gemeinden sind sich ja auch durch die Marienwallfahrtsorte besonders verbunden.
Im Festzug ging es zum Stehempfang auf den Dorfplatz, wo noch lange miteinander gesprochen wurde. Zum Abschluss des Tages trugen sich Bischof Oster und das Seelsorgeteam ins goldene Buch der Gemeinde ein. Mit dem Eintrag: „Gottes reichen Segen für diese wunderbare Gemeinde und danke von Herzen für den schönen Tag ‚Victoria veritatis caritas'“, verabschiedete sich der Bischof bei seinem ersten, aber hoffentlich nicht letztem Besuch an diesem Wallfahrtsort mit seiner über 1000-jährigen Geschichte.
(Text/Bilder: Limmer)