Predigt zum Fest der Darstellung des Herrn – „Maria Lichtmess“ – Vorstellung der Erstkommunionkinder (Pfarrer Michael Witti)
Meine Lieben,
ein König hatte zwei Söhne. Als er alt wurde, da wollte er einen der beiden zu seinem Nachfolger bestellen. Er versammelte die Weisen des Landes und rief seine beiden Söhne herbei. Er gab jedem der beiden fünf Silberstücke und sagte: „Ihr sollt für dieses Geld die Halle in unserem Schloss bis zum Abend füllen. Womit, ist eure Sache.“ Die Weisen sagten: „Das ist eine gute Aufgabe.“
Der älteste Sohn ging davon und kam an einem Feld vorbei, wo die Arbeiter dabei waren, das Zuckerrohr zu ernten und in einer Mühle auszupressen. Das ausgepresste Zuckerrohr lag nutzlos umher. Er dachte sich: „Das ist eine gute Gelegenheit, mit diesem nutzlosen Zeug die Halle meines Vaters zu füllen.“ Mit dem Aufseher der Arbeiter wurde er einig, und sie schafften bis zum späten Nachmittag das ausgedroschene Zuckerrohr in die Halle. Als sie gefüllt war, ging er zu seinem Vater und sagte: „Ich habe deine Aufgabe erfüllt. Auf meinen Bruder brauchst du nicht mehr zu warten. Mach mich zu deinem Nachfolger.“ Der Vater antwortet: „Es ist noch nicht Abend. Ich werde warten.“
Bald darauf kam auch der jüngere Sohn. Er bat darum, das ausgedroschene Zuckerrohr wieder aus der Halle zu entfernen. So geschah es. Dann stellte er mitten in die Halle eine Kerze und zündete sie an. Ihr Schein füllte die Halle bis in die letzte Ecke hinein.
Der Vater sagte: „Du sollst mein Nachfolger sein. Dein Bruder hat fünf Silberstücke ausgegeben, um die Halle mit nutzlosem Zeug zu füllen. Du hast nicht einmal ein Silberstück gebraucht und hast sie mit Licht erfüllt. Du hast sie mit dem gefüllt, was die Menschen brauchen.“
Diese Geschichte berührt mich immer wieder, wenn ich sie höre.
„Du hast die Halle mit Licht erfüllt. Du hast sie mit dem gefüllt, was die Menschen brauchen.“
Menschen brauchen Licht. Am heutigen Fest dreht sich alles um dieses Licht. Der alte Simeon aus dem Evangelium zeigt es uns. Ohne ihn hätten wir es vielleicht übersehen, weil es noch so unscheinbar ist.
Ein Leben lang hat Simeon auf diesen Moment gewartet, ohne zu wissen, wann es so weit sein sollte. Aber nun im Tempel da spürt er das, da sieht er das, was sonst niemand gesehen hat. Er nimmt das kleine Kind, Jesus. Er spür, dass jetzt sein Lebenstraum in Erfüllung gegangen ist und sagt zu allen, die dabei standen: „Dieses kleine Kind, dieser Jesus, ist das Licht, das alle Menschen erleuchten soll.“
ER ist das Licht der Menschlichkeit, der Barmherzigkeit, der Liebe. ER will so das Leben vieler ein wenig heller und wärmer machen.
Damit wir das nie vergessen, dass Jesus dieses Licht für uns sein will, segnen wir heute die vielen Kerzen für unsere Kirche und für zuhause. Jeder Mensch, der getauft wird, erhält so eine Kerze. Die Kerzen, die unsere Erstkommunionkinder an den Tisch Jesu begleiten, haben wir heute gesegnet. Wenn Brautleute sich gegenseitig das Sakrament der Ehe schenken, entzünden sie so eine Kerze. Wenn wir von einem Menschen Abschied nehmen zünden wir Kerzen an.
Aber auch wenn ich daheim bin, wenn ich für mich alleine bete, brennt immer eine Kerze. Sie zeigt mir, dass Jesus immer bei mir ist, in den schönen und in den schwierigen Stunden. ER ist das Licht meines Lebens.
Amen.