Botschaft von Pfarrer Michael Witti zum 3. Fastensonntag 2020 – Lesejahr A – angesichts der Corona-Pandemie
Meine Lieben,
es sind schwierige Zeiten, die über uns hereingebrochen sind. Und wir stehen erst am Anfang. Die Corona-Pandemie wird uns wohl noch über Monate begleiten. Wir bemerken erste Einschnitte auch bei unseren Gottesdiensten:
Die Sonntagspflicht zum Besuch der Heiligen Messe ist aufgehoben. Aktuell dürfen maximal 100 Menschen einen Gottesdienst besuchen. Es muss verschärft auf Hygiene geachtet werden. So darf etwa nur noch die Handkommunion gespendet werden. Die Erstkommunionfeiern sind auf unbestimmte Zeit verschoben. Beerdigungen dürfen nach behördlicher Anordnung nur noch im möglichst kleinen Kreis direkt auf dem Friedhof gefeiert werden. Italien und Österreich, aber auch erste deutsche Bistümer, haben aus Gründen des Seuchenschutzes öffentliche Gottesdienste ganz untersagt. Das kann auch bei uns bald geschehen.
Ich erlebe momentan bei den Menschen zwei Reaktionen, die mich nachdenklich machen: Die eine reagieren mit Panik, verbreiten Angst und Schrecken, gerade auch in manchen Medien. Die anderen sagen: „Was geht mich das an? Das ist gar nicht so schlimm. Ich mache weiter, wie bisher, und lasse mir nichts vor- schreiben…“ – Beides ist wohl gefährlich.
Als Christ ist es für mich am wichtigsten andere zu schützen. Ich selbst mag durch das Virus nicht schwer bedroht sein. Aber für Alte und chronisch Kranke kann es rasch lebensbedrohlich wer- den. Ich kann das meine dazu beitragen, diese Menschen zu schützen, indem ich alles tue, um mich nicht selbst zu infizieren und das Virus weiterzuverbreiten.
Dazu braucht es für mich als erstes Vertrauen in Gott: ER gibt mir den Verstand, um jetzt im Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit zu handeln. Um das zu können, braucht es auch Ver- trauen in die Fachleute, die mit ganzer Kraft an Lösungen arbeiten und in Politik und Verwaltung, die diese dann nach Kräften umsetzen. Selbsternannte und Unglückspropheten hingegen sind gefährlich – gerade in dieser Situation.
Für mich ist diese Situation auch eine Herausforderung in Sachen Nächstenliebe. Ich schütze mich und andere, in dem ich so lange wie nötig auf möglichst viele direkte Kontakte zu anderen verzichte. Dennoch vergesse ich nicht jene neben mir, die gerade jetzt Hilfe brauchen. Ich kann etwa für einen alten oder kranken Menschen einkaufen, um dessen Gesundheitsrisiko zu vermindern.
Wenn direkte Kontakte im Alltag nun wegbrechen, weil der sicherste Ort die eigenen vier Wände sind, habe ich heute dennoch viele Möglichkeiten. In der neu geschenkten Zeit kann ich per Telefon, Internet, Textnachricht, oder auch mit einem lieben Brief Kontakte sehr persönlich pflegen. Ich freue mich immer sehr über solche Zeichen.
Falls auch wir keine Gottesdienste mehr feiern können, bleiben wir doch eine lebendige Gemeinde. Die Kirche bietet über Fern- sehen, Radio und Internet Gottesdienste an. Wir können allein o- der auch in der Familie wieder neu zu beten beginnen. So dürfen wir vielleicht auch spüren, wie gerade in all dem, was möglicher- weise noch kommen mag, ein vertrauensvoller Glaube eine Kraftquelle für unser Leben sein kann.
Meine Lieben,
wir wissen nicht, wie lange diese Situation andauern wird. Wir wissen nicht, zu welchen weiteren Einschränkungen es möglich- erweise noch kommen wird. Wir wissen auch nicht, ob diese Krankheit nicht auch bei uns Opfer fordern wird.
Ich weiß nur: Ich bin nicht allein. Ich bin verbunden mit lieben Menschen hier, auch wenn man sich vielleicht einmal eine Zeit lang nicht sehen kann. Und ich bin verbunden mit GOTT, der mir gerade in all den Fragen und Sorgen dieser Tage seine Nähe schenkt.
So wünsche ich Euch allen für diese vor uns liegende Zeit die vertrauensvolle Gewissheit, von der Paulus heute in der Zweiten Lesung im Brief an die Römer schreibt:
„Die Hoffnung aber lässt nicht zugrunde gehen; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.“
Amen.
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