Boten des Friedens – Predigt 125 Jahre KSK-Feichten (M. Witti)

_DSC9791Meine Lieben,

„Ich schwöre, der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des _DSC9766deutschen Volkes tapfer zu verteidigen, so wahr mir Gott helfe.“ – Es hat mich sehr berührt, als ich vor kurzem erstmals diese Eidesformel bei einem feierlichen Gelöbnis in Bischofswiesen gehört habe. Nachdenklich hab ich in die Gesichter der Rekruten geschaut, junge Männer und Frauen, die sich mit diesem Eid als Soldaten in Dienst nehmen lassen. Das ist heute ein ganz anderer Dienst, als ihn die meisten hier einst als Wehrpflichtige erlebt haben. Es drängte sich mir da die Frage auf: Wie viele werden vielleicht schon bald in internationale Krisenherde geschickt? Wie viele müssen unsägliches erleben, mehr, als ein Mensch ertragen und verarbeiten kann? Ja, ist unter diesen jungen Männern und Frauen auch jemand, der diesen Eid vielleicht mit dem Leben bezahlen muss? Bei aller beeindruckenden Feierlichkeit inmitten der atemberaubenden Landschaft konnte ich nicht umhin, mich auch diesen Gedanken zu stellen.

_DSC9711In diesem Spannungsfeld, von geselliger Kameradschaft auf der einen und weltweit neuen Herausforderungen für die Soldatinnen und Soldaten unserer Tage auf der anderen Seite, steht auch unser Fest heute. Wir erinnern uns ja an die Opfer der großen Kriege, die uns heute oft so sinnlos erscheinen. Wir vergessen auch nicht, das unsägliche Leid und die Opfer der Zivilbevölkerung und auch nicht die Millionen Opfer jener zutiefst verbrecherischen Ideologie, die von deutschem Boden ihren todbringenden Ausgang nahm. Bei aller Geselligkeit und Kameradschaft nehmen sie alle uns heute in die Pflicht. Einerseits darf ihr Leid nicht vergessen werden, andererseits aber gilt es auch, aus dieser Geschichte die nötigen Lehren für das Heute und das Morgen zu ziehen. Der Dienst der Soldatinnen und Soldaten ist in der konfliktgeladenen Welt von heute immer noch notwendig und wichtig. Er ist nicht nur an das Recht, sondern auch an hohe ethische Maßstäbe gebunden, bringt aber zugleich auch Belastungen und Bedrohungen mit sich, die noch vor kurzem so nicht denkbar waren.

Es ist Aufgabe Eurer Vereine, hierfür immer wieder das nötige Bewusstsein und die erforderliche Sensibilität bei den Menschen von heute wach zu halten. Wir müssen uns aber auch der historischen Wahrheit stellen, die immer und immer wieder schmerzlich zeigt, dass Waffen und Armeen vielleicht Kämpfe beenden, niemals aber wahren Frieden schaffen können.

 

Meine Lieben,

P1310130die Erinnerung an vergangenes unsagbares Leid, die Verantwortung für jene, die heute als Soldatinnen und Soldaten in unser aller Namen Dienst tun und die Hoffnung, dass wir unseren Kindern einmal eine bessere und friedlichere Welt übergeben könnten, nimmt uns alle in die Pflicht:

Wir alle müssen Botinnen und Boten des Friedens werden.

Wir müssen kraftvoll die Stimme erheben, wenn dumpfe Stammtischparolen oder Ideologien, egal welcher Coleur, andere bedrohnen.

Wir müssen tatkräftig helfen, wenn Menschen hier bei uns Schutz und Obdach suchen auf der Flucht vor Krisen und Konflikten, aus denen nicht selten unsere Länder kräftige Gewinne einstreichen.

Wir brauchen Menschen, die klar und entschieden handeln, dabei aber immer den Mut haben, auch die eigene Schwäche zu sehen und auf der Seite der Schwachen zu stehen.

Es ist der Mut Jesu, der mit seinem Willen zum gewaltlosen Frieden diese Welt verändert hat – bis heute. Es ist der Mut der Schwachen, deren letzter Halt weder Waffe noch Gewalt ist. Es ist der Mut, der geschwisterlich ausgestreckten Hand; der Mut, von dem Paulus heute in der Lesung gesagt hat:

„Wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.“

Amen.

_DSC9816(Text: Witti/Bilder: Limmer)

Eine umfangreiche Galerie mit Bilder vom Fest „125 Jahre Krieger- und Soldatenkameradschaft Feichten“ finden sie auf der Homepage der Heimatzeitung hier.

 

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