Meine Lieben,
„Bist du denn auch so ein Kirchenfuzzi?“ – Das war der provokante Titel eines Berichts der letzten Woche. Erschienen ist er über das Internetportal der Deutschen Bischofskonferenz. „Bist du denn auch so ein Kirchenfuzzi?“ – Das war noch eine eher harmlose Anmache. Der Artikel erzählt, wie Jugendliche, die bewusst als Christen leben, die sich als Ministranten oder in kirchlichen Jugendgruppen engagieren, von Gleichaltrigen angemacht, beleidigt, oft auch ausgegrenzt werden.
Ein Jugendlicher erzählt auf Youtube: „Ich spiele die Orgel… und werde dafür gemobbt.“ Es wurde auch gesagt, „dass Kinder, als sie zum Weg zum Gottesdienst waren abgefangen wurden und es wurde versucht sie lächerlich zu machen. Schade, dass man sich als Christ das gefallen lassen muss“, hieß es in einem Kommentar. Ein anderer bekommt im Sportverein immer wieder verächtlich zu hören: „Finanzieren dir die Opas und Omas aus der Kirche mit dem Klingelbeutel deine Sportschuhe?“ Doch dabei blieb es nicht. Irgendwann redete niemand aus der Mannschaft mehr mit ihm. Dann gab es körperliche Attacken beim Training. Der Trainer hat offensichtlich immer weggeschaut. Schließlich konnte der Junge nur noch den Verein verlassen. Jaqueline Schurr wurde in der Berufsschule als Katholikin belächelt und gemobbt. Die meiste Toleranz habe sie noch von ihren muslimischen Mitschülern erhalten, erzählt sie. Die Mitschüler von Marco Xu reagierten ähnlich auf seinen Glauben. Er „wurde immer fertig gemacht“ weil er zur Kirche gegangen ist.
Daniel Steiger, der Bundesseelsorger der Katholischen Landjugendbewegung bestätigte in den Beitrag, dass das keine Einzelfälle seien. Er meinte: „Katholisch zu sein hat einen gewissen negativen Stempel. Das hat meiner Meinung nach mit dem gesamten Bild der katholischen Kirche in Deutschland zu tun.“ Direkte Anfeindungen oder Mobbing wurden dem Bundesseelsorger noch nicht berichtet. Es gebe aber viele Jugendliche, die sich für ihr Engagement in einem katholischen Jugendverband rechtfertigen müssen oder Scheu davor haben, „sich zu outen, ein Teil der katholischen Kirche zu sein und einen aktiven Part zu übernehmen“. Im deutschen Grundgesetz wiederum steht: „Die Freiheit des Glaubens des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich.“ Und weiter heißt es: „Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet.“ Was aber, wenn schon die bloße Religionszugehörigkeit zum Problem wird im alltäglichen Umfeld von Kindern und Jugendlichen?
Meine Lieben,
so krasse Beispiele, wie dieser Artikel sie schildert, habe ich hier bei uns zwar noch nicht erlebt, aber auf sprichwörtliche „Insel der Seligkeit“ leben wir bei diesen Fragen auch nicht. Wie sollen Jugendliche damit umgehen, wenn sie dumm angemacht werden, weil sie als Christen leben, weil sie sich in dieser Kirche engagieren? Es ist ja für Erwachsene oft schon schwierig genug, angesichts manch blöder Stammtischparolen. Ich hab keine Musterlösung. Ich spüre aber bei all dem, wie wichtig unsere Jugendarbeit ist. Das gilt für die tollen Gruppen, die wir hier im Pfarrverband haben, das gilt aber auch für das Angebot unseres Jugendbüros in Altötting, bei dem ich ja für einige Jahre mitarbeiten konnte.
Ein junger Mensch, der sich in der Kirche engagiert, ist echt nicht „uncool“. Ein Blick auf unsere Ministranten und viele andere zeigt das. Es ist wichtig, dass man hier in unseren Gruppen gemeinsam Aktionen starten, Zeit verbringen und vor allem auch eine Menge Spaß und Gaudi haben kann. Ebenso wichtig ist es aber auch, immer wieder über solche und andere Themen zu reden, neues zu erfahren – auf andere Art, als in der Schule – damit man dann auch einmal stark und selbstbewusst Antwort geben kann. Ich bin allen Gruppenleiter und allen, die sich hier bei uns für junge Menschen engagieren unendlich dankbar für diesen tollen Dienst.
Jesus sagt heute im Evangelium: „Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet. Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird groß sein.“ Das ist natürlich richtig. Aber ich glaube, dass er uns hier nicht nur aufs Jenseits vertrösten möchte. Wer sich auf ihn einlässt, wer spürt, dass seine Botschaft auch für mein Leben hier und heute viel bedeuten kann, der spürt das vielleicht auch so etwas, wie jener Firmling, der schon vor Jahren einmal nach der Firmung zu mir gesagt hat:
„Das war echt cool – und das, obwohl es von der Kirche kam…“
Amen.
(Text/Bild: Witti)