Pfarrbrief
2 „Wo es genug zu essen gibt, herrscht Frieden“ Erntedank-Gedanken der Bischöflichen Aktion ADVENIAT Den hungernden Bauern lehrt er alternative und ökologische Agrarmethoden und packt selbst tatkräftig mit an: Ricardo Crespo Torrico ist Agrarökonom und Seelsor- ger, Bauer und Wissenschaftler: „Gott hat die Welt geschaffen und sah, dass es gut war. Wir sind nun verantwortlich dafür, dass seine Schöpfung am Leben bleibt“, sagt Ricardo Crespo Torrico. Seit 35 Jahren setzt er sich im bolivianischen Tapacarí, 80 Kilometer westlich der Großstadt Cochabamba, dafür ein, dass Bauern von ihrer Ernte leben können und nicht in die Städte fliehen müssen. Vermittlung von Wissen, Glauben und Selbstbewusstsein stehen dabei für ihn im Mittelpunkt. Ricardo Crespo hat studiert und spricht akzent- freies Spanisch, doch seine Muttersprache ist Quechua und sein Herz bei den andi- nen Bauern. In seiner Studienzeit verbrachte er jeden freien Tag in den Anden und legte zusammen mit den Bauern Terrassenfelder an, bei denen das Regenwasser gefiltert und länger gespeichert wird, ausschlaggebend in der regenarmen Region. Die Technik war auch schon frühesten indigenen Kulturen bekannt, ist jedoch verlo- ren gegangen. Genauso wie die Kenntnisse über Mineralien und Mikronährstoffe, die reichlich in den Felsen vorhanden sind und guten Dünger abgeben. „Keiner hier hat sich vorstellen können, dass aus dieser Erde mehr herauszuholen ist als winzige Kartoffeln und ein wenig Mais“, erinnert sich der 57-jährige Agrarökonom, der zum Team der Pfarrei des deutschen Priesters Axel Gerling gehört und in der Umwelt- Pastoral arbeitet. Eine Seelsorge, die an der Natur orientiert ist und vom Lateiname- rika-Hilfswerk Adveniat unterstützt wird. Bei Erntedank-Messen präsentieren die Bauern ihre Ernte und lassen sie segnen, sie werden seelsorgerisch begleitet und landwirtschaftlich beraten. Ihre Ernte ist heute so gut, dass sie davon nicht nur leben können, sondern durch den Verkauf zusätzliche Einnahmen erzielen. Ein riesiger Erfolg, denn vor 30 Jahren, als das Projekt begann, hungerten die meisten Bauern, trotz harter Arbeit. In die Zukunft blickt Ricardo daher positiv: „Die Menschen hier arbeiten nachhaltig, sorgen für sich und die kommenden Generationen. Gewalt und Unzufriedenheit haben stark nachgelassen, denn dort, wo es genug zu essen gibt, herrscht Frieden.“ Text: Christina Weise in pfarrbriefservice.de , Fotos Martin Steffen/Adveniat
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