„Schöpfung ist das Leben. Dazu gehört der Mensch, das Tier, die ganze Natur.“, so Domkapitular und Ökumenebeauftragter Manfred Ertl zum Motto „Von meinen Früchten könnt ihr leben!“ des Schöpfungstages der am Wochenende in Feichten stattfand. Die Arbeitsgemeinschaft christliche Kirchen in Deutschland (ACK) initiierte diesen Tag, der seit dem ökumenischen Kirchentag 2010 im Bistum Passau zum dritten Mal stattfand. Dass die großen Kirchen gemeinsam zeigen, dass sie sich für die Schöpfung einsetzen und sich darum auch bemühen, dass fand Auer bemerkenswert. „Man kann die Schöpfung nur begreifen, wenn man mit offenen Augen nach draußen geht.“, so Josef Holzbauer, Umweltbeauftragter des Bistums. Dazu hatten die etwa 350 Besucher bei einer Pferdekutschenfahrt Gelegenheit. Entschleunigt durch die Umgebung fahren, den Ausblick und das schöne Wetter genießen, das kommt oft in der hektischen Berufswelt zu kurz. Ein Spaziergang durch den nahe gelegenen Wald öffnete den Teilnehmern die Sinne. Pilz- und Holzgeruch, kleine Bäumchen und Sträucher, dazwischen ein Marterl mit der Dreifaltigkeit dargestellt. Dazu kleine Geschichten von Martin Winklbauer und Günther Jäger, beides Jäger, machen deutlich wie alles zusammenhängt.
Markus (7 Jahre) hatte seine besondere Freude an Marder, Eichhörnchen, Dachs und Waldkauz, die Günther Jäger anschaulich bereitgelegt hat. Welch großartiges Ökosystem in der Natur aufgebaut ist und wie empfindlich sie auf Störungen reagiert, wurde vor allem bei den Bienen deutlich. Am Vereinsbienenhaus des örtlichen Imkervereins stellte Vereinsvorsitzende Gerti Stadolka klar, dass eine Biene für einen Tropfen Honig drei Mal um die Welt fliegen müsse. Dies sei eine sehr bemerkenswerte Leistung der kleinen Tiere. Das man sorgsam mit diesem Ökosystem umgehen müsse, dies gelte es den Menschen weiterzugeben.
Viele Arten verschwinden von der Bildfläche oder sind gefährdet. So auch das Brillenschaf. Wolfgang Landsberger vom Blümlhof züchtet diese extrem gefährdeten Tierrasse, die zur Gefährdungskategorie I gehört.
Es gibt nur noch wenige der seltenen Bergschafrassen. In Bayern sind es nur noch 21 Züchter, die sich um die Erhaltung der geringen Population bemühen. Auch die Vielfalt heimischer Obstsorten schrumpft. Nicht so am Gallnederhof in Edelham. Von dort stammen die etwa 30 teils historischen Apfel- und Birnensorten mit ganz individuellem Geschmack und Geruch. Am Stand des Gartenbauvereins Feichten konnten diese gekostet werden, während im Pfarrgarten Landwirtin Hildegard Hintereder zur Kräuterführung einlud.
Uwe Reuter von der Kreisgruppe Altötting des Bund Naturschutz stellt seine Aktion zur Biodiversität vor. „Auf der Erde gibt es ein Netzwerk der Natur, in der Mensch und Tier eingebettet und voneinander abhängig sind. Man sollte Ehrfurcht vor der Schöpfung haben.“ Die Vielfalt der Lebensräume, den Reichtum der Arten und die Genetischen Variationen vergleicht er auch mit der göttlichen Dreifaltigkeit in Gottvater, Sohn und Heiliger Geist.
Für die Kinder war am Schöpfungstag auch einiges geboten. Mithilfe der Ministranten wurden Trommeln, Kastanienmännchen, Heudrachen und Papierschmetterlinge gebastelt. Zudem konnten sich die Kinder ihr eigenes Frühstücksmüsli aus Urkorn, Weizen, Rosinen und anderen Zutaten herstellen. „Jeder soll dazu beitragen, dass die Schöpfung erhalten bleibt.“ forderte Manfred Ertl, Domkapitular und Ökumenebeauftragter des Bistums Passaus auf. Die sprichwörtlichen Früchte des Mottos seien nicht nur kulinarisch zu finden, sondern auch im Engagement aller Beteiligten, lobte Andreas Herden, evangelischer Pfarrer des Dekanates Traunstein. In der abschließenden ökumenischen Vesper mit Manfred Auer, Dekan Heribert Schauer, Pfarrer Michael Witti, Pfarrvikar Sudhakar Battula, Diakonsanwärter Günther Jäger und den beiden evangelischen Pfarrern Andreas Herden und Andrea Klopfer erinnerte Martin Winkler vom Theater Halsbach im Predigtspiel an Gunther von Niederaltaich, der als thüringischer Gaufürst das Leben in vollen Zügen genossen hat und dann nach einer vom Passauer Bischof auferlegten Wallfahrt in den Benediktinerorden eingetreten ist.
Zeitlebens setzte er sich für die Natur ein und fristest sein Dasein als Einsiedler im Böhmerwald. Mit seinem einfachen hölzernen Kreuz gab er den Menschen Halt, Stütze und Hoffnung.
Die Schöpfung zu bewahren, die Welt zu verändern das fange nicht morgen an, sondern heute. „Es fängt nicht bei dir an, sondern bei mir, bei uns allen. Ich wünsche mir das wir, dass wir das Bild von heute mitnehmen und uns immer daran erinnern.“ so Manfred Ertl abschließend.
(Text/Bilder: Limmer)