Senioren in Rabenden

Der Buschauffeur ließ erfreulicher Weise außerhalb der Ortschaft Garching die B299 „links liegen“ und fuhr mit seinen Gästen über die Höhenstraße gen Süden. Unsere Blicke richteten wir in wunderschöne Vorgärten mit blühendem Flieder und auf die noch Schneebedeckten Alpen. Als Ziel ausgesucht waren von den Seniorenführungen die Nebenkirchen der Pfarrei Baumburg, St. Wolfgang und die Kirche von Rabenden. Beide Kirchen befinden sich entlang des Höhenzuges, der die alte Handels- und Salzstraße, die heutige B304 von Altenmarkt a.d.Alz aus, begleitet. Der Berg Sankt Wolfgang, vermutlich ein uralter Kultplatz der Kelten, den vor 2000 Jahren die römischen Besatzer aus strategischen Gründen für sich vereinnahmten.
Im Gänsemarsch stolzierten wir zur Kirche St. Wolfgang und wurden von einer freundlichen Mesnerin begrüßt. Von vielen Wallfahrten der Vergangenheit konnte sie lebhaft erzählen, davon blieb aber nur eine bis heute bestehen. Auch war es die letzte Station auf bayerischen Boden, eines mittelalterlichen Pilgerweges, der von Franken her führte und an dem heiligen Bischof benannten Wolfgangsee endete. Die Kirche in der heutigen Form wurde am 26. Februar 1400 durch Bischof Engelmar von Chiemsee geweiht. Nach der Wallfahrtslegende gab es vorher bereits eine Kapelle, in der Bischof Wolfgang Rast gemacht und gepredigt hat. Obwohl die Kirche wiederholt umgestaltet wurde, dominiert im schlichten Innenraum immer noch die Gotik. Im Mittelpunkt steht der barocke Hochaltar mit dem heiligen Wolfgang. In der rechten Hand hält er ein Beil und ein Kirchenmodell, in der linken den Bischofsstab. An der linken Chorwand, eine Steingußplastik im Stil der Schönen Madonnen, als Pedant dazu eine barocke Figur der Mater gloriosa, der Gottesmutter mit dem Jesuskind. An der Emporenbrüstung finden sich 4 Legendenbilder über den Heiligen. In der Kirche vor dem Presbyterium ist am Boden ein sog. „Schlupfstein“ (Gletscherschliff), der nach altem Volksglauben jedem Pilger bei Kreuzschmerzen half. (Nach dem Gesichtsausdruck scheint es: Der Hl. Wolfgang schaut dem Treiben am Schlupfstein etwas kritisch zu.)
Unsere Weiterfahrt an der mittelalterlichen Handelsstraße war Richtung Obing, zu der Rabendener Kirche. Eine unscheinbar wirkende Dorfkirche, dem –Apostel Jakobus dem Älteren- geweiht. Die Überraschung war bereits das Betreten durch das Friedhofstor. Vor uns breitete sich ein Gottesacker mit schmiedeeisernen Grabkreuzen aus. Eine Sammlung erläuterte die Führung, damit diese handwerkliche Kunst erhalten bleibt. Wir durften den Kirchenraum bis vorne betreten, der sonst durch ein schmiedeeisernes Abschlußgitter gesichert ist. Weltberühmt ist die Kirche durch seinen wunderbaren spätgotischen Flügelaltar (vor 1515) des „Meisters von Rabenden“. Wer dieser bedeutende Künstler war, darüber wird viel spekuliert. Der Schreinaltar mit dem filigranen Baldachin erhebt sich bis zum Schlußstein des Netzgewölbes im Presbyterium und ist eine gemeinsame künstlerische Leistung der damaligen Handwerker. Im Zentrum des geöffneten Schreins stehen die drei farbig gefassten und vergoldeten holzgeschnitzten Standfiguren: in der Mitte der heilige Jakobus der Ältere, mit Pilgerstab, Muschel und Pilgerhut als Patron der Pilger, links der heilige Simon der Zelot, ein Apostel Jesu, rechts Judas Thaddäus, Apostel. Als der Altar entstand, erreichte die Verehrung des heiligen Jakobus einen Höhepunkt in Bayern.
Pater Nelson als Seniorenbeauftragter hat diese Halbtagesfahrt begleitet. In den beiden besuchten Kirchen haben wir in kurzen Gebeten unseren Dank sowie auch Anliegen der Gottesmutter Maria dargebracht.
„Gleich zwei Kirchen“, da waren aber die begleitenden Männer froh als der Bus vor dem „Café Maria“ anhielt. Ein wundervolles Ausflugsziel mit Blick über den Obinger See.

(Text/Bilder: Sophie Fuchs)

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