Brüder und Schwestern,
unsere Oberministranten waren vor kurzem gemeinsam beim Skifahren. Die Schneeverhältnisse waren gut und es war ein Riesenspaß. Bilder davon kann man auf unserer Pfarrverbands-Homepage sehen. Ganz anders erging es da vor einiger Zeit Bekannten von mir. Bei denen zog plötzlich Nebel auf und sie waren dort oben am Berg in einer Wolke gefangen, die den Blick nach vorne auf die Piste fast unmöglich gemacht hat. Dramatisch muss das gewesen sein…
Wenn plötzlich der Durchblick fehlt, wenn es nebelig wird und ich nicht mehr genau sehe, wohin der Weg geht, dann kann ich als Mensch unsicher werden, ja, Angst bekommen – und das beileibe nicht nur beim Skifahren.
Ich selber bin ja kein Skifahrer, auch wenn ich seinerzeit in der 8. Klasse einen Kurs mitmachen musste. Dennoch kenn ich solche Situationen auch in meinem Leben: Nebel im übertragenen Sinne zieht auf. Ich weiß manchmal nicht, was in schwierigen Situationen das Richtige ist, welchen nächsten Schritt ich tun soll und was ich wohl besser lassen soll. Manchmal kann ich dabei sogar Gefahr laufen, meine eigentlichen Ziele aus den Augen zu verlieren, weil tausend Kleinigkeiten mich gefangen nehmen, meine Zeit und Kraft beanspruchen, mir den Durchblick für das größere Ganze, für das eigentlich wichtige nehmen. Das ist wie eine Nebelwolke im eigenen Leben.
Diese Erfahrung ist so neu nicht. Petrus, Jakobus und Johannes ging es im Evangelium ja ganz ähnlich. Die drei waren der engste Jüngerkreis, der innerste Zirkel der Gemeinschaft. Diese drei hat Jesus mitgenommen, als er sich auf den Berg zurückziehen wollte. Auch wenn der Aufstieg sicherlich schweißtreibend war, so haben sich die drei bestimmt gefreut auf diese „Auszeit“ auf dem Berg. Beim Aufstieg aber konnten sie noch nicht ahnen, was dort oben geschehen würde. Auch wenn dieser Jesus für sie der „Rabbi“, der „Meister“ war, so sollten sie ihn doch dort oben ganz neu und ganz intensiv kennen lernen, sollten ganz neu in ihrem Glauben und in ihrem konkreten Lebensweg mit ihm herausgefordert werden.
Der Berg der Verklärung soll so ein Gegenstück zum Ölberg sein, auf dem dann wiederum eine ganz andere Seite Jesu sichtbar wurde. Und genau so, wie später auch am Ölberg taten die drei am Berg der Verklärung nach dem anstrengenden Aufstieg das für sie Naheliegendste: Sie schliefen ein, verschliefen anfangs das Wichtigste.
Und als sie dann wach wurden, hatten sich keinen Durchblick. Trotz des strahlenden Lichtes hüllte auch sie eine Nebelwolke ein. Sie waren verwirrt, hatten vielleicht auch Angst. Sie wussten in dieser Nebelwolke nicht, was sie tun sollten. Da ergriff Petrus die Initiative. „Wir wollen drei Hütten bauen…“
Petrus ist Handwerker und will etwas handfestes, etwas, an der sich in der Nebelwolke klar festhalten kann, aber so etwas einfaches, klares und handfestes gibt es da nicht. Die Hütten werden nicht gebaut. Es bleibt nach all diesen neuen, nebulösen, auch verwirrenden und beängstigenden Erfahrungen für die drei nur das Eine: Sie machen sich neu und vertrauensvoll mit Jesus auf den Weg.
Ich denke, die Jünger am Berg der Verklärung sind ein Bild für uns Menschen in dieser Stunde der Kirche. Vieles erscheint auch in unserer Kirche heute nebulös. Viele fragen sich in diesen Tagen und Wochen: Wie geht es weiter mit der Kirche, mit einem Papst, den Unzählige lieben, den andere aber auch hart ablehnen? Wie geht es in unserem Bistum Passau? Wie gestalten wir hier in unserem Pfarrverband gemeinsam eine möglichst gute und lebendige und glaubensvolle Zukunft?
Manches schafft da heute Verunsicherungen und Ängste, gerade im „engeren Jüngerkreis“, in den Gremien und Gruppen, aber auch in der treuen Gemeinde die sich Sonntag für Sonntag hier versammelt.
Vielen Gläubigen geht es da auch heute so, wie einst dem Petrus. Man sehnt sich nach etwas handfestem. Man will etwas Unveränderliches haben; etwas, das bleibt, das nicht immer wieder in Frage gestellt oder neu angegangen werden muss. Manche Christen sehnen sich heute nach den früheren Zeiten, wo überall ein Pfarrer da war, klipp und klar gesagt hat, was zu tun sei. Viele sagen, das wäre die „gute alte Zeit“ gewesen, da musste man nicht lange nachdenken, wie man leben soll, da gab es keine langen Diskussionen, keine anstrengende Mitbestimmung. Da hat es gereicht, sich in die Kirche zu setzen und das war’s dann.
Ich persönlich glaube aber nicht, dass diese Zeit wirklich immer so „gut“ war. Ich glaube auch nicht, dass eine heutige mündige und aktive Gemeinde wirklich wieder einen bräuchte, der einfach nur klare Ansagen von der Kanzel herab macht.
Schwestern und Brüder,
in den Fragen unserer Zeit, in den Nebelwolken, die die Zukunft auch unserer Pfarreien manchmal unklar erscheinen lassen, bleibt uns letztlich auch nur das, was einst den Jüngern auf dem Berg der Verklärung blieb: JESUS, der uns einlädt, immer wieder neue und auch ungewohnte Wege mit ihm zu gehen. ER ist unsere Zukunft!
Amen.
(Foto: Wastl)