Am 4. Oktober 1927, wurde die Pfarrkirche „Zur Heiligen Familie“ in Hart/Alz durch den damaligen Passauer Bischof Sigismund Felix Freiherr von Ow-Felldorf feierlich konsekriert. Mit der Patronatswahl wollte die damalige Kirchenverwaltung versinnbildlichen, dass die Pfarrgemeinde aus den zugezogenen Arbeiterfamilien hervorgegangen ist. Aus der regen Zuzugs- beziehungsweise Siedlungstätigkeit nach dem Ersten Weltkrieg entstand die Notwendigkeit des Kirchenbaues. Mit der Errichtung des Wasserkraftwerkes, genannt „Carowerk“, im Jahre 1916 sowie dem Bau des Karbidwerkes Hart a. d. Alz der Bayerischen Stickstoffwerke AG kam Leben in das bisher so stille Alztal. Aus nur wenigen Gütlern mit insgesamt kaum 60 Seelen zählte die Ortschaft Hart a. d. Alz, die zum Seelsorgebereich der Pfarrei Unterneukirchen gehörte. Margarethenbergs Pfarrer Joseph Able erkannte als Erster die entstehenden seelsorgerischen Probleme, die durch den enormen Zuzug von Industriearbeitern entstanden. In einem Schreiben vom 15. Mai 1917 bat Pfarrer Able beim Bischöflichen Ordinariat Passau um die Errichtung einer Expositur und um die Zuteilung eines Hilfspriesters. Am 8. Juni 1924 beschlossen die beiden Kirchenverwaltungen Unterneukirchen und Margarethenberg jeweils neun Ortschaften mit insgesamt 755 Seelen an die zukünftige Expositur Hart a. d. Alz abzutreten. Doch diese Vorschläge kamen so nicht zur Verwirklichung, dem neuen Seelsorgesprengel wurden lediglich nur die Ortschaften Hart a. d. Alz, Hartfeld, Oberschroffen und Stocketz zugestanden. Zum Vorstand der Kirchenverwaltung Hart a. d. Alz wurde durch Oberhirtliche Verfügung der in Margarethenberg tätige Hilfspriester Albert Hamberger bestellt.
Die Grundsteinlegung für die Pfarrkirche Hart a. d. Alz erfolgte am 1. März 1926. Mit der Ausführung des Kirchenbaus beauftragt war Expositus Albert Hamberger, ein Barockfreund, der sich für seine Entwürfe und Zeichnungen die Kirchen von Margarethenberg, Marienberg und Raitenhaslach zum Vorbild nahm. Wie die Barockkirchen der Nachbarschaft vielfach von heimischen Meistern gebaut und geformt wurden, so geschah dies auch in Hart. Das Altargemälde und die Deckenfresken schufen die weitbekannten Kirchenmaler Schlee und Vitzthum aus Altötting. Figuren und Zierrat schnitzte Engelbert Hein aus Altmühldorf. Die Stuckarbeiten führte der Reichenhaller Stukkateur Hans Zerle aus.
Wegweisung beim Betrachten des Innenraumes ist die Inschrift des Medaillons über der Orgelempore: „Erbaut im Jahre 1926/27 zu Ehren der Heiligen Familie“. Der Hochaltar ist nach barocker Art aufgebaut. Mitte und Höhepunkt der Heiligen Familie ist das Gotteskind Jesus Christus, der Anfang und das Ende im Menschenleben und im Weltgeschehen. Das Altargemälde rahmen je zwei Säulen ein, zwischen denen zur Rechten der Erzengel Michael und zur Linken der Erzengel Gabriel stehen. Im Altarauszug erscheint das Auge Gottes im gleichseitigen Dreieck, ein Sinnbild der Heiligsten Dreifaltigkeit. In leuchtenden Farben zeigt das Hochaltarbild die doppelte Dreifaltigkeit – die göttliche und die menschliche. Die göttliche Dreifaltigkeit darstellend, schwebt zu oberst Gott der Vater; an beherrschender Stelle des Gemäldes steht sein eingeborener göttlicher Sohn, und zwischen beiden in der Gestalt der Taube der Heilige Geist. Mit heiterem und versöhntem Antlitz schaut Gottvater auf seinen göttlichen Sohn herab, der Mensch geworden ist und mit seinem Arm bereits das Kreuz umfängt.
Hauptinhalt des Bildes aber ist die Heilige Familie, die „menschliche Dreifaltigkeit“. In herrlich barockem Schwung thront die Gottesmutter erhöht zur Linken und hütet mit sorgender Hand das Kind. Besorgt schaut die Mutter abwärts – dorthin, wo sie die Pfarrkirche von Hart sieht. Und St. Josef, der Nährvater Jesu, kniet unter dem Kind und der Mutter, als eine hehre Gestalt. Sein Gesicht lebt. Er legt Fürbitte ein für die Pfarrkinder da unten. Mitte des Bildes, der Kirche und der Welt aber ist Christus, Gott und Mensch zugleich, darum Brücke von Gott zum Menschen und Erlöser.
Die beiden Seitenaltäre sind Patronen geweiht, die erst nach der Erbauung der Kirche heiliggesprochen wurden, aber schon damals viel verehrt wurden. Das rechte Altarbild zeigt Bruder Konrad vom Engel die Krone erhaltend. Die beiden kleinen Engel am unteren Bildrand halten den Schlüssel des Pförtners und das Brot, das er den Armen austeilte. Über allem thronend das Gnadenbild von Altötting. – Der linke Seitenaltar ist der hl. Theresia vom Kinde Jesu geweiht.
Sechs braungetönte Medaillons an den Rändern der Decke künden in alttestamentlichen Bildern die Verheißung vom ersehnten Erlöser. Das Deckenfresko über dem Hochaltar zeigt die Verkündigung an die Jungfrau Maria. Im riesigen Deckenfresko über dem Kirchenschiff wird dem Beschauer das Weihnachtsgeschehen ausdrucksvoll offenbart. In diese morgenländische Szenerie sind mithineingenommen die Kirche und der Pfarrer von Hart.
Beachtenswert ist die große Anzahl von Engeln in der Kirche, über 100 an der Zahl aus Stein, Holz oder auf Gemälden. Dies ist auf die barocke Anschauung zurückzuführen, nach der der mensch von heiligen Geistern, von Engeln dauernd umgeben ist. Den Wechsel von Plastik und Malerei unterstreichen die Heiligenfiguren an beiden Seitenwänden des Kirchenschiffes.
Alle Menschen, die das Gotteshaus besuchen, sind zur Anbetung eingeladen. Nach echt barocker Weise öffnet sich über dem Presbyterium ein Vorhang in zartem Blau und Silber, von weißfarbigen Engeln emporgehalten. Ein Wort aus dem 94. Psalm fordert auf: „Kommt lasset uns anbeten!“
Die Harter Kirche war zu einem Schmuckstück des Alztales geworden. Expositus Albert Hamberger wollte mit diesem lichten, farbenfrohen, barocken Gotteshaus ein Gegenstück zu der auf der oberen Terrasse stehenden „grauen“ Karbidfabrik schaffen, das den Familien Schutz und Geborgenheit bieten soll.
Die Bau- und Ausstattungskosten für Kirche und Priesterhaus beliefen sich bei einer abschließenden Zusammenstellung im Jahre 1932 auf 190.015 RM, was das Vermögen der kleinen Expositurgemeinde bei weitem überstieg. Doch Albert Hamberger brachte es fertig, durch Bittbriefe um Spenden in alle Welt, vor allem nach Amerika, durch Sammlungen in seiner Gemeinde und durch Spendenaufrufe in der Diözese Passau und bei den Bayerischen Stickstoffwerken, „seinen Kirchenbau“ zu vollenden. Beachtlich war, dass das neuerbaute Gotteshaus zu mehr als der Hälfte der benötigten Geldmittel mit privaten Spenden finanziert wurde.
Als Albert Hamberger aus gesundheitlichen Gründen die Seelsorge in Hart aufgeben musste, übernahm am 1. August 1938 Georg Danner die Expositur. Die Erhebung der Expositur zur Pfarrei erfolgte am 19. März 1941 mit Georg Danner als Pfarrverweser und ab 16. April 1941 wirkte Georg Danner als erster Pfarrer in Hart. Nach 32-jähriger Seelsorge in Hart nachm BGR Georg Danner am 1. April 1970 Abschied von seiner Pfarrgemeinde. Sein Nachfolger wurde Pfarrer Eduard Ertl, der bereits am 1. Januar 1973 durch Pfarrer Wilhelm Krammer abgelöst wurde und ab 1. September 1978 zusätzlich Pfarrverweser von Wald/Alz war. Am 1. September 1989 übernahm Pfarrer Eduard Mayer den Pfarrverband Hart-Wald/Alz. Nach seinem Weggang wirkte ab 1. September 2000 Pfarrer Dr. Hans Rechenmacher als Pfarrer im Pfarrverband, dessen Nachfolger ab 1. September 2002 Pfarrer Wolfgang de Jong war. Zum 1. September 2011 wurde der große Pfarrverband Feichten mit den Pfarreien Feichten/Alz, Heiligkreuz, Hart/Alz und Wald/Alz gegründet. Pfarrverbandsleiter ist Pfarrer Michael Witti. Im Pfarrhaus in Hart wohnt seither Pfarrvikar Pater Nelson Parakkadath CMI.