„Laudato si“ – Für eine ganzheitliche Ökologie (Predigt 12. Sonntag im Jahreskreis – Witti)

100_0109Meine Lieben,

es geht uns heute, genauso, wie einst den Jüngern: Die ganze Menschheitsfamilie sitzt im gleichen Boot. Nur die Stürme, die heute bedrohlich aufziehen, vor denen sich viele ängstigen und die oft genug gerade die Ärmsten der Armen tödlich bedrohen, die sind heute von Menschen gemacht. Überdeutlich zeigt uns das dieser Tage Papst Franziskus in seiner Enzyklika „Laudato si“. Zum ersten Mal geht es in einem päpstlichen Lehrschreiben umfassend und die Ökologie im ganzheitlichen Sinne.

„Gelobt seist du, mein Herr, durch unsere Schwester, Mutter Er­de, die uns erhält und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und bunte Blumen und Kräuter.“ Das Zitat aus dem Sonnengesang des heiligen Franz von Assisi leitet die Enzyklika „Laudato si – Über die Sorge für das gemeinsam Haus“ gibt ihr den Namen und wird gleichzeitig zu ihrem Programm. Denn diese Schwester und Mutter „schreit auf wegen des Schadens“, den man ihr weltweit zufügt. Sie werde geplündert, verletzt, krank gemacht. Deshalb wendet sich Franziskus auch nicht nur an die Katholiken oder alle Christen, sondern an jeden Menschen, „der auf diesem Planeten wohnt“.

Zu Beginn beschreibt der Papst, was dieser Erde, gerade auch durch unsere Wegwerfkultur widerfährt: die Luftverschmutzung oder die Abfallberge, der Klimawandel oder der Verlust von Tier- und Pflanzenarten. Er zeigt aber auch, wie gerade die Ärmsten am meisten unter den Folgen zu leiden haben.

Im zweiten Kapitel mit dem Titel „Das Evangelium von der Schöpfung“ zeigt Franziskus, wie sehr ökologisches und sozial verantwortliches Handeln auch eine Glaubensfrage für jeden Christen sein muss.

Wenn er dann im dritten Teil auf die menschliche Wurzel dieser ökologischen Krise verweist, sieht er die Ursache vor allem auch darin, dass heute offenbar ein „technokratisches Paradigma“ herrsche, bei dem einfach gilt: „Was gemacht werden kann, wird gemacht.“ Die Frage nach der Ethik des Handelns werde dem meist untergeordnet. Hier brauche es eine ganzheitliche Ökologie, die auch die Anthropologie mit einschließe, also den Blick sowohl auf die Umwelt, als auch auf das Wohl der betroffenen Menschen. Franziskus fasst das so zusammen: „Eine von der Ethik abgekoppelte Technik [wird] schwerlich in der Lage sein, ihre Macht selbst zu beschränken.“

Daher fordert der Papst im Folgenden klar so eine ganzheitliche Ökologie für Umwelt und Menschen und liefert auch klare Leitlinien für Orientierung und Handlung.

Schließlich münden all diese Überlegungen in der Forderung sowohl nach einer ökologischen Erziehung, als auch nach einer ökologischen Spiritualität.

 

Meine Lieben,

wir sitzen auf der einen Welt alle im gleichen Boot. Wenn wir – im Sinne von Papst Franziskus – wie einst die Jünger auf den Herrn schauen und auf ihn hören, haben wir eine Chance, in den menschengemachten Stürmen dieser Zeit nicht unterzugehen. Am Ende des Schreibens „Laudato si“ lädt Papst Franziskus uns Christen, gemeinsam mit allen anderen, die an einen Schöpfergott glauben, zu diesem gemeinsamen Gebet ein:

Allmächtiger Gott, der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe, der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt, gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten. Überflute uns mit Frieden, damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden. Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde, die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten. Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber, damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung. Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der Erde.  Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht. Danke, dass du alle Tage bei uns bist. Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Amen.

(Foto Limmer 2011/Kindergartensegnung Eglsee)

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Alyssa Losert

Seit September 24 arbeitet Alyssa in der neuen Waldgruppe in unserem Kindergarten als Erzieherin.

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