zwischen den vielen Bildern und Berichten über die Bischofsweihe in Passau und tags darauf die Europawahlen, ist ein anderes großes Ereignis des vergangenen Wochenendes direkt in den Hintergrund getreten: die Israel-Reise von Papst Franziskus. Dabei lässt sich noch gar nicht abschätzen, welche Bedeutung diese Pilgerreise noch bekommen könnte.
Es waren ja – wieder einmal – starke und eindringliche Zeichen, die der Papst gesetzt hat. Anlass der Reise war eine Begegnung mit dem Oberhaupt der griechisch-orthodoxen Kirche, Bartholomäus I von Konstatninopel, in Erinnerung an die historische Begegnung zwischen Papst Paul VI. und Patriarch Athenagoras vor d50 Jahren. Aber es geschah noch viel mehr…
Franziskus besuchte den Jerusalemer Großmufti Muhammad Ahmed Hussein. Er besuchte den Felsendom auf dem Tempelberg, die dritte heilige Stätte des Islam, wo er respektvoll nach muslimischer Sitte die Schuhe auszog, bevor er heiligen Boden betrat.
Nur wenige Meter weiter betete er tief versunken an der Klagemauer, dem letzten Rest des alten Tempels und wichtigstem Heiligtum des Judentums. Und Franziskus sprach wegweisende Worte:
„Niemand gebrauche den Namen Gottes als Rechtfertigung für Gewalt.“
An der unmenschlichen Mauer, die die Grenze zwischen Israel und dem Palästinensergebiet bildet, ließ er spontan seinen Wagen halten. Er berührte die unüberwindlich erscheinende Betonwand und versank im stillen Gebet für den Frieden.
Das stärkste Zeichen des Papstes aber folgte dann erst noch gegen Ende der Reise: Nachdem die politischen Initiativen für den Frieden im Heiligen Land immer wieder gescheitert sind, lud er den israelischen Staatspräsidenten Schimon Peres gemeinsam mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas in den Vatikan ein. Dabei soll nicht debattiert und verhandelt werden. Franziskus will mit beiden beten für den Frieden, der politisch so unmöglich erscheint. Beide verfeindeten Führer haben zugesagt und wollen schon am 8. Juni zu diesem Friedensgebet nach Rom kommen.
Meine Lieben,
hier wird für mich konkret, was uns die Schriftworte dieses Sonntags ans Herz legen. Einerseits begegneten uns in der ersten Lesung die Jünger mit Maria, den Brüdern Jesu und den Frauen. Nach Jesu Aufnahme in den Himmel gingen sie in jenes Obergemach und sie beteten. Sie beteten um jenen Geist, der ihnen dann den Weg weisen sollte.
Zugleich aber hörten wir im Evangelium auch Jesus, der zeigt, dass es nicht genügen kann, sich im stillen Kämmerlein auf Dauer abzuschotten.
„…sie sind in der Welt“, stellt Jesus betend in Blick auf seine Jünger fest. Auch wenn wir um die größere Wirklichkeit Gottes wissen, leben wir doch mitten in dieser Welt und wir haben den Auftrag, sie im Geist Gottes aktiv mitzugestalten.
Es braucht also beides, so, wie es auch Papst Franziskus zeigt. Den offenen Blick, das aktive Leben mitten in der Welt und für die Menschen darin, aber eben auch die Stille des Gebetes, in der uns Gottes Geist Weg und Richtung zeigen will.
Wir wollen auch hier in unseren vier Gemeinden immer wieder beides spürbar machen: Gebet und Einsatz für die Welt und für die Menschen.
So sind etwa am kommenden Freitag, dem monatlichen Gebetstag für geistliche Berufe, alle Pfarrangehörigen und interessieren herzlich eingeladen zur gestalteten Eucharistischen Anbetung um 18.00 Uhr in der Heiligkreuzer Kirche. Im Anschluss wird um 19.00 Uhr die Messe gefeiert.
Im Gebet soll auch dann unser Blick offen werden für die Welt und die Menschen darin, so wie es Roger Schutz, der Gründer der ökumenischen Bruderschaft von Taizé selber einmal betend beschreibt:
Jesus Christus, gib uns Deinen Geist, der wie Feuer ist, wie Sturm, wie Worte, die alle verstehen. Gib allen Deinen Geist, der zusammenführt und neu werden lässt, Gib Deinen Geist uns und allen Menschen, damit wir Dir ähnlich werden; erfüllt von Liebe zu Gott und unseren Mitmenschen, jetzt und in Ewigkeit.
Amen.
(Foto: pfarrbriefservice.de)