„Dann legten sie … die Hände auf…“ – Gedanken zum 6. Sonntag der Osterzeit anlässlich der Bischofsweihe von Dr. Stefan Oster (M. Witti)

Bischof Stefan OsterMeine Lieben,

„Dann legten sie ihnen die Hände auf und sie empfingen den Heiligen Geist…“ – So wie es die Erste Lesung aus der Apostelgeschichte heute beschrieben hat, sind in der Kirche Menschen von Anfang an von Gottes Geist erfüllt worden; von einem Geist, der ihnen half in ihrem Leben in Jesu Fußspuren zu gehen. Was es heißt, dass so durch die Handauflegung Gottes Geist im Leben eines Menschen zu wirken beginnt, durfte ich gestern – mit tausenden anderen – eindrucksvoll erleben. Und ich spürte dort bei der Bischofsweihe im Passauer Dom auch selber noch einmal ganz intensiv, was dieses Zeichen der Handauflegung für mich selber am gleichen Ort vor 14 Jahren bei der Diakonen- und Priesterweihe bedeutet hat. Reinhard Kardinal Marx hat Stefan Oster in der Predigt zugesagt: „Du wirst durch diese Weihe kein anderer, aber du wirst anders.“ Er zeigte, wie durch das schlichte Zeichen der Handauflegung ein Mensch zwar Mensch bleibt, mit allem, was zu ihm gehört, wie aber dennoch etwas Neues in sein Leben tritt, das weit mehr ist, als nur eine neue Tätigkeit oder ein neues Aufgabenfeld. Gott selber tritt an ihn heran, setzt eine Wandlung im Menschen in Gang, weil er durch ihn diese Welt ein Stück weit wandeln und zum Besseren umgestalten will. Das aber, so der Kardinal, sei nicht nur die Aufgabe der Bischöfe, Priester und Diakone, also der „Geweihten“, sondern der Dienst aller Getauften und Gefirmten, überall dort, wie sie arbeiten und leben. Bischof Stefan Oster selber meinte am Ende des beeindruckenden Weihegottesdienstes, dass er zwar „mit freudigem, aber auch zitterndem Herzen“ nun da sei, sich aber zeitlebens in allem immer „geführt und gehalten wusste“. Eindrucksvoll machte er sich auch die Worte des jungen Königs David zu Eigen, als er Gott um ein „hörendes Herz“ bat, damit er sein „Volk zu leiten und das Gute vom Bösen zu unterscheiden“ verstehe. Mit dem tiefen Gefühl immer „geführt und gehalten“ zu sein, zeichnete Bischof Stefan auch eine erste Skizze für einen guten Weg in die Zukunft unseres Bistums Passau. „Es geht immer und zuerst um Beziehung. Zuallererst um eine Beziehung zu Christus, die lebendig, tief und tragend ist… Das Wunder ist ja: die Beziehung von Jesus zu uns besteht schon in uns allen, ganz besonders in allen Getauften. Der Herr ist schon da in jedem und jeder von uns“, so der neugeweihte Bischof. Das hat mich sehr beeindruckt, denn es heißt nicht weniger, als dass ich in jedem Menschen, egal, wer er ist und wie der lebt, immer auch Spuren Gottes entdecken kann. Vielleicht muss mir der Heilige Geist dabei aber auch manchmal gehörig auf die Sprünge helfe und auch mir – und uns allen die Augen des Herzen für die Menschen um uns herum öffnen. Sehr gefreut hat es mich auch, als Bischof Stefan eine wichtige Aufgabe für die Zukunft darin sah, neue „Räume von Begegnung und Glaubenskommunikation“ zu erschließen. Hier kam mir die Klausur mit unseren vier neugewählten Pfarrgemeinderäten zum Beginn der Osterferien in den Sinn. Genau das wollen wir hier immer noch mehr verwirklichen, mit spirituellen Angeboten, neuen Formen von Gottesdiensten. Gott soll immer neu und immer tiefer im Raum unserer Gemeinde und unseres Pfarrverbandes für die Menschen spürbar werden. Ich denke an den großartigen gemeinsamen Ministrantengottesdienst aller vier Pfarreien in Hart, an das so wohltuende Taizé-Gebet in Wald, an die Karfreitagsmeditation in Heiligkreuz, an das Passionssingen oder die gesungenen Vespern in Feichten – und an viele andere wunderbare geistliche Erfahrungen, die wir miteinander machen durften. Das alles wollen wir auch weiterhin pflegen und mit vielen unserer engagierten Leute hier weiterentwickeln.

Meine Lieben,

nach einer Woche, in der ich vor allem mit der Vorbereitung der Radio- und Fernsehübertragung dieser Bischofsweihe beschäftigt war, bin ich gestern am späten Abend dann sehr glücklich und bestärkt von Passau nachhause gefahren. Ich durfte dort gestern nicht im Dom und auf dem ebenfalls gut gefüllten Domplatz ein Glaubensfest erleben, wie es Passau wohl noch nie gesehen hat. Ich durfte vor allem auch spüren, wie unzählige Menschen, darunter auch manche, die vielleicht nicht (oder noch nicht) zu unserem sonntäglichen „Stammpublikum“ gehören, plötzlich gespürt haben, wie lebendig und wie stark Glauben sein kann. Den Menschen gestern in Passau und an den Radio- und Fernsehgeräten, aber auch uns heute ruft unser neuer Bischof Stefan Oster zu: „Lernen wir…“ Gott „…von neuem miteinander so kennen und lieben, dass die Menschen auch zu uns kommen und sagen: »Wir wollen mit euch gehen, denn wir haben gehört, Gott ist mit euch.«“

Amen.

(Foto: Pressestelle Bistum Passau)

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