Frenetischer Jubel, ein Einzug, der einen Siegeszug glich, Herzen, die ihm spontan zuflogen, eine durch und durch begeisterte Aufbruchsstimmung, nach der viele sich schon lange gesehnt hatten – so war das wohl damals, beim Einzug Jesu in Jerusalem, aber so durfte ich es – mit vielen aus unserem Pfarrverband und unzähligen anderen auch am vergangenen Donnerstag in Altötting erleben.
„Jeder Popstar wäre neidisch geworden auf den Empfang den die Menschen in Altötting und Passau dem künftigen Bischof von Passau, Pater Stefan Oster, bereiteten“, so hieß es im Regionalfernsehen.
Noch vor kurzem hätte kaum jemand zu denken gewagt, dass ein Bischof in Deutschland nach den Erfahrungen der letzten Monate und Jahre ein so überwältigendes Medienecho hat und dass einer so viele Menschen begeistern kann.
Knapp zweitausend waren es beim umjubelten Empfang in Altötting. Anschließend in Passau war auch der Dom brechend voll und klatschen, singen und jubeln hallte wider.
So macht Kirche Spaß. So wird etwas spürbar vom Neuaufbruch, auf den viele in unserem Bistum sehnlich gewartet hatten. Palmsonntagsstimmung! Fast zu schön, um wahr zu sein…
Doch der Palmsonntag lehrt uns, dass er Jubel der Massen rasch vergehen kann. Bald schon schrien die gleichen Massen beim Anblick Jesu hasserfüllt: „Ans Kreuz mit ihm!“
Diese Perspektive will ich natürlich unserem künftigen Bischof und unserem Bistum Passau keinesfalls prophezeien, aber sie zeigt mir etwas sehr wesentliches, das ich als Priester, das aber auch wir alle als Christinnen und Christen nicht aus den Augen verlieren sollen: Erfolg ist keiner der Namen Gottes!
Es tut unendlich gut, solche Momente zu erleben und Kirche so hoffnungsstark und vor Leben strotzend zu erfahren, aber es geht nicht um den lautstarken Jubel, so schön er auch sein mag.
Ich war sehr beeindruckt, als Pater Stefan Oster am Donnerstag von der schwierigen Gemengelage seiner Gefühle angesichts seiner Bischofsernennung erzählt hat.
Da war einerseits die Angst vor der übermenschlich groß erscheinenden Aufgabe. Da war andererseits aber auch – angesichts des gewaltigen Medienechos – eine noch viel gefährlichere Emotion: das Gefühl, etwas Besonderes, etwas Besseres zu sein.
Dieses Gefühl machte Pater Stefan wohl sehr zu schaffen, nicht nur, weil er sehr genau weiß, wie rasch auf dem Palmsonntag der Karfreitag folgt.
Im Blick auf Jesus und auf Maria habe er dann im Gebet seine innere Ruhe wiedergefunden, so hat er erzählt.
Meine Lieben,
sowohl dieser Palmsonntag, als auch die beeindruckende Begrüßung unseres künftigen Bischofs am letzten Donnerstag, zeigen mir eines sehr deutlich:
Es kommt nicht darauf an, dass mir, dass uns die Massen zujubeln. Schon gar nicht dürfen wir der schlimmsten aller Versuchungen erliegen und uns als Christen für die besseren Menschen zu halten, ganz egal, wie wichtig wir uns selber auch oft vorkommen mögen.
Was alleine zählt, ist dass wir – wie einst Jesus – menschlich sind, am Boden bleiben und seine Liebe auch heute zu leben versuchen. Wenn wir so liebevoll und hoffnungsvoll den Menschen von heute auf Augenhöhe begegnen, wenn wir die Liebe wagen, für die Jesus einst bis ans Kreuz ging, dann sind auch wir heute in seiner Spur.
ER selber ist dann bei uns, ganz egal ob wir im Leben gerade den Jubel des Palmsonntags, oder die Verzweiflung des Karfreitags erleben. ER ist immer bei Dir und bei mir.
Amen.